Ab durch die Klamm
Die Region Kaiserwinkl aktiv vom Wasser aus erleben
Die Gischt spritzt gleißend weiß auf, als das Stechpaddel ins kühle türkise Nass der Tiroler Ache eintaucht. Immer im Rhythmus – vorgegeben von Mike Fahringer, der mit einem lauten „vor....vor...vor“ das Tempo angibt und das Schlauchboot auf diese Weise sicher durch die Stromschnellen leitet.
Es ist 9 Uhr, als die sechsköpfige Gruppe am Gebäude von SportundNatur in der Hüttfeldstraße 65 b in Kössen eintrifft. Niemand weiß so recht, was ihn erwartet. Rafting – die in Mitteleuropa seit Mitte der 1980er Jahre populär gewordene Freizeitsportart, bei der mit einem Schlauchboot (Raft) ein Fluss befahren wird – wird auf der Tiroler Ache seit einigen Jahren angeboten.
„In dieser Größe gibt es uns bereits seit sechs Jahren“, erklärt Andreas Schwentner, Inhaber von SportundNatur in Kössen. Zu Anfang seien es zwei oder drei motivierte Leute gewesen, die hauptsächlich Canyoning gemacht haben. Unter Canyoning, auch Schluchtenwandern genannt, versteht man das Begehen einer Schlucht von oben nach unten in den unterschiedlichsten Varianten. Durch Abseilen, Abklettern, Springen, Rutschen, Schwimmen und manchmal sogar Tauchen gelangt man in geeigneter Ausrüstung durch die Schluchten.
„Nun sind wir größer geworden, und unser Team besteht im Sommer aus zehn Leuten.“ Auch die Angebote sind vielfältiger geworden: Neben Canyoning bietet SportundNatur auch Schluchtentrekking, Paragleiten, Teamevents, E-Bike-Touren, GEO-Caching, Bogensportkurse und Rafting an.
Trockenübung ist Pflicht
Wir sind gespannt, als uns Andreas Schwentner und sein Kollege Mike Fahringer erklären, was beim Rafting-Vormittag auf uns zukommt. „Gewöhnlich befährt man Wildwasser verschiedener Schwierigkeitsgrade von 2 bis 6, wobei unsere Strecke bei einem Schwierigkeitslevel von etwa 1 bis 2 liegt“, sagt Mike, der heute unser Guide ist. Es erwartet uns also keine extreme, sondern eine leichte bis mäßig schwierige Tour mit leichten Wellen, einfachen Hindernissen im Stromzug und kleineren Stufen. „Wir werden auf der Tiroler Ache etwa acht Kilometer flussabwärts fahren, die Entenlochklamm passieren – ein 2,5 km langes Durchbruchstal des Leukentals –, dort die Straatsgrenze überqueren und dann im bayerischen Schleching wieder ans Ufer kommen“, erklärt unser Guide die Strecke, die bereits seit mehr als drei Jahrzehnten als Kajak- und Kanuroute bekannt ist.
Ausgerüstet mit Neoprenanzug gegen die Kälte, Neoprenschuhe und einem Helm geht es zuerst an die Trockenübung: Mike erklärt, wie das Stechpaddel eingesetzt wird. „An einigen Stellen ist es wichtig, dass Ihr dann mit dem Paddeln einsetzt“, erklärt der Bootsführer. So lassen sich die Stromschnellen leichter durchqueren oder Felsen umfahren.
Dann geht es los, das Schlauchboot wird zu Wasser gelassen, wir steigen ein – und aus Trockenübungen wird nasse Praxis. An Land ziehen Felder und mit bunten Blumentupfern leuchtende Uferhänge an uns vorbei. Doch je weiter wir flussabwärts fahren, desto enger wird das Tal. Der Eingang zur Schlucht ist erreicht, und schon bald türmen sich meterhohe Felsen rechts und links von uns auf. Malerische Ausblicke mit schroffen, steilen Felswänden und türkisem Wasser lassen uns staunen. Kein Wunder, dass die Schluchtstrecke zum Teil unter Schutz gestellt ist, sodass der naturbelassene rund fünf Kilometer lange Bereich der Tiroler Ache unangetastetes Kleinod bleibt.
Kurze Abkühlung
Jetzt ist Wildwasserschwimmen angesagt, und einige von uns nutzen die Chance, einen Teil der Schlucht zu durchschwimmen. Der Sprung macht munter, denn das Wasser hat eine Temperatur von rund 10 Grad.
Kurz hinter einer Hängebrücke, die den Schmugglerweg auf der einen Seite mit dem Gasthaus und der Kirche am Klobenstein verbindet, machen wir Pause und genießen den Ausblick von der Brücke. „Diese Stelle heißt Entenloch und gibt dieser Klamm den Namen. Doch diese Stelle ist nicht natürlich entstanden, sondern vor mehr als hundert Jahren verbreitert worden, weil man dort Holz für die Gewinnung von Erz aus dem ehemaligen Hüttwerk durchgeflößt hat“, sagt Andreas Schwentner. Dann geht es weiter, wir grüßen ein paar Kajakfahrer und genießen die ursprüngliche Natur. 1908 wurde es mit der Gewalt von Dynamit von fünf auf zwölf Meter verbreitert. Die Bohrlöcher sind weitere stille Zeugen dieser Schluchtveränderung.
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