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#wow_kaiserwinkl

Beim Kaiserwinkl Alpin Ballooning in die Lüfte steigen

Unterwegs im Heißluftballon

Einem Drachen gleich, der Feuer spuckt, schießt die Flamme heiß und ohrenbetäubend nach oben, und uns verschlägt es im kleinen Korb die Sprache. Was für eine Kraft, was für eine Energie, die dort freigesetzt wird, um das schier unmögliche möglich zu machen: nur mit heißer Luft vom Boden abzuheben! Der Stoff bewegt sich, und der Ballon dehnt sich aus, bis er rund 3.500 Kubikmeter Luft in sich hat.

Dann ist es soweit: Der runde schwere Koloss samt staunender Passagiere hebt ab. Immer höher hinauf schwebt der gelb-blaue Ballon mit dem kleinen Korb. Und plötzlich ist es ganz still, als er sich mit dem sanften Wind in Richtung Osten bewegt. Beseelt von diesem einzigartigen Moment, fällt es mir schwer, die Tränen zurückzuhalten. Zu schön ist dieses Gefühl, über diese winterliche Landschaft zu schweben.

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Ein perfekter Ballooning-Tag

So herrscht am Morgen des 30. Jänner eine freudig aufgeregte Stimmung im Veranstaltungszentrum in Kössen. Hier treffen sich nicht nur die 55 Ballonpiloten und Ballonfahrer aus sechs unterschiedlichen Nationen für das Ballonspektakel mit viel heißer Luft, sondern auch Gäste, Freunde und das Organisationsteam. „Heute wird ein perfekter Tag fürs Ballonfahren sein und wir haben beste Wetteraussichten“, erklärt Heidi Schmid. Sie ist beim Organisationsteam für die Wetterauskünfte zuständig und überbringt positive Nachrichten an alle Beteiligten: „Leichter Wind in östliche Richtung, der Nebel und die Wolken werden sich schnell verziehen – wir erwarten also Kaiserwetter im Kaiserwinkl. So findet heute auch eine Wertungsfahrt statt. Ihr solltet also dem roten Kreuz unweit des Walchsees so nah wie möglich kommen.“

Heißluftballonpilot Fritz Arbeiter

Heißluftballonpilot Fritz Arbeiter

Dann ist es soweit: Ich treffe meinen Ballonpiloten für die heutige Fahrt: Fritz Arbeiter vom Grundlsee im Salzkammergut ist schon ein „alter Hase“, was das Ballonfahren betrifft. „Seit 1996 ist das Ballonfahren aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken“, erklärt der 62-Jährige. Und auch im Kaiserwinkl kennt er sich aus: „Wir sind bereits das achte Mal beim Alpin Ballooning dabei. Und das Besondere daran ist die schöne Gegend und die perfekte Organisation der Veranstaltung“, fügt er hinzu.

Der eingefleischte Ballonfahrer, der zwischen 20 und 40 Fahrten pro Jahr absolviert, ist gern im Winter unterwegs: „Durch das Nichtvorhandensein von Thermik im Winter können wir quasi den ganzen Tag unterwegs sein.“ Im Sommer sei das durch die Thermik nur ganz früh am Morgen oder spät am Abend möglich, „obwohl durch den Klimawandel die Abendfahrten oft nicht mehr möglich sind, weil sich die Temperaturen einfach nicht mehr abkühlen“, ergänzt er.

Er erklärt mir und einem weiteren Passagier am Startplatz westlich des Walchsees die wichtigsten Regeln. Dann laden Fritz Arbeiter und sein „Verfolger“ Franz Waldhör, der den Ballon später per Auto am Boden verfolgen wird, Korb, Ballonhülle, einen Ventilator und den Brenner aus dem Anhänger und rollen die riesige dünne Ballonhülle auf dem Schnee aus. Dann sind wir Passagiere gefragt: Wir halten die Öffnung der Ballonhülle so, dass der Ventilator kalte Luft einblasen kann. Als die Hülle sich füllt, feuert er den Brenner. Die erste Ladung heiße Luft bläht den Ballon und lässt ihn bald senkrecht in der Luft schweben. Wir dürfen einsteigen und suchen uns neben den großen Gasflaschen den besten Platz. Per Funk wird die Starterlaubnis erteilt – und dann geht es los…

Unter uns die anderen bunten Ballone, die sich für den Start vorbereiten und vor uns die grauweiße eisige Fläche des gefrorenen Walchsees. Noch ist alles in grau getaucht, denn die dünne Wolkendecke lässt die Sonne nicht hindurch. Dennoch haben wir alle ein breites Grinsen im Gesicht. Wir schweben lautlos über die Winterlandschaft. Dem roten Kreuz für die Wertungsfahrt kommen wir nah, aber nicht nah genug. Doch das ist heute nicht wichtig. Der Weg ist das Ziel und nur der Moment zählt. Der Walchsee mit seinen Rissen im Eis und Schneeverwehungen zieht unter uns hinweg.

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Dem Himmel ganz nah

Pilot Fritz lässt den Ballon weiter steigen – bis auf 3.100 Fuß, also 1.000 Meter über dem Meeresspiegel. Und plötzlich ist es, als würde jemand das Licht einschalten oder den Schwarzweiß-Film gegen einen Farbfilm eintauschen: Wir durchbrechen die Wolkendecke und vor uns kommt das gesamte Bergpanorama des Kaiserwinkls zum Vorschein. Die Gipfel des Zahmen Kaisers in gepulvertem Weiß sind zum Greifen nah. Wie schön ist doch diese Tiroler Landschaft! „Das ist es, was süchtig macht – die Unberechenbarkeit, die Langsamkeit und die grandiosen Ausblicke. Ein unbeschreibliches Gefühl!“ sagt Ballonpilot Fritz. Und wir sagen alle gar nichts mehr, sondern nehmen die Bilder still in uns auf. Nach und nach durchbrechen auch die anderen Ballone die Wolken. Bunte Farbtupfer am Himmel in Blau, Pink und Rot.

Nach 80 Minuten geht es bei Bichlach hinunter – wir landen sanft auf einem schneebedeckten Feld. Verfolger Franz ist schon da und versucht, den Bauern ausfindig zu machen, um nicht ungefragt auf sein Privatgrundstück zu fahren und zusammenzupacken. Mit ein wenig heißer Luft wird der Korb – ein paar Zentimeter über dem Boden schwebend – in den Hänger geschoben. Danach wird die Hülle des großen Ballons von uns gemeinsam zusammengepackt und in einem Sack verstaut. Zurück am Veranstaltungszentrum in Kössen gibt es für uns Ballonneulinge noch eine Taufe zum König oder zur Markgräfin der Lüfte. Die paar angesengten Haare werden mit Sekt gelöscht – die Taufe ist vollzogen.

Night Glowing in Kössen

Doch der Tag ist noch nicht zu Ende: Die „Nacht der Ballone – Night Glowing“ mit Glühweinparty und Feuerwerk machen das Ballonspektakel perfekt. Hunderte von Zuschauern schauen sich begeistert das glühende Lichtershow von 16 Heißluftballonen mit anschließendem Feuerwerk an. Eins ist sicher: Dieses Erlebnis bleibt unvergesslich. Unvergesslich auch die Kaiserwinkl-Landschaft aus der Vogelperspektive.

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Kaiserwinkl Night Glowing
Der "künstlerische" Höhepunkt einer sportlichen Veranstaltungswoche – TirolTV war wieder vor Ort und liefert einen tollen Beitrag.