Barfußwanderung zum Taubensee
Ohne Schuhe auf den Berg
Sophie und Louise, 33 und 4 Jahre, sind als Mutter-Tochter-Gespann fast täglich in der heimischen Bergwelt unterwegs. Über ihre Erlebnisse beim Bergsteigen, Wandern, Klettern und Radeln und berichten sie auf ihrem Instagram-Kanal @alpenbaby
“Haben wir eigentlich die Kraxe eingepackt?”
Angekommen am Wanderparkplatz in Kössen merken wir, dass wir heute früh wohl doch etwas überstürzt aufgebrochen sind. Die Bergsehnsucht war anscheinend einfach zu groß.
Immerhin haben wir unsere Tochter Louise nicht vergessen.
Die muss jetzt wohl laufen.
Da das Laufen bei Kleinkindern bekanntlich eher so ein “Spazieren-Stehen” ist, da jede Schnecke und jeder Grashalm genauestens betrachtet werden muss, wird unsere Wanderung heute wahrscheinlich ein wenig länger als geplant dauern. Macht nichts, wir haben ja Zeit.
Ohne Schuhe, ohne Kraxe
Eigentlich hatten wir vor, von Kössen aus zur Taubenseehütte und weiter zum Taubensee zu wandern. Aufgrund der fehlenden Kindertrage beschließen wir aber kurzerhand, dass wir noch ein Stückerl weiter hinauf zum Wanderparkplatz Schaffler fahren. Von hier aus sind es nur mehr gemütliche 330 Höhenmeter und eine Stunde Gehzeit bis zum Taubensee. Mit Kind vielleicht aber auch drei. Je nachdem, wieviele Schnecken unseren Weg kreuzen.
Die ersten Serpentinen ziehen sich relativ steil über eine Forststraße durch den Wald.
Louise sucht Schnecken, ich Pilze. Wir finden beide nichts.
Da Louise ohnehin nur barfuß unterwegs ist, beschließe ich, heute aus Solidarität auch meine Schuhe auszuziehen. So komme ich auch nicht so schnell voran und gewöhne meine Füße ein wenig an den heimischen Boden.
Auf Papas Schultern durch die Berge
Nach einiger Zeit will Louise aber dann doch lieber getragen werden. Kraxe gibt’s ja heute keine. Also ab auf Papas Schultern. Da hat man ohnehin die beste Sicht.
Auf Höhe der Astmooshütte biegen wir vom Forstweg nach links ab auf einen wunderschönen Steig durch hohe Almwiesen. Die Schmetterlinge fliegen nur so um uns herum und Louise will kurz runter, um die bunten Tiere zu bestaunen.
Danach ist Mama dran mit Tragen. “Arm, Arm”. Gut, ab auf den Arm mit Dir. Ein wenig Bizepstraining schadet nie. Der Weg schlängelt sich nun in steilen Kehren hinauf über den Almrücken und belohnt uns mit einem tollen Ausblick ins Tal und weiter hinüber zum Kaisergebirge.
Einige Wanderer kommen uns entgegen und die meisten können sich ein Lachen bei unserem Anblick nicht verkneifen. Beide barfuß, Kind auf dem Arm. Wir sehen wohl aus, als wären wir auf der Suche nach dem nächsten Badesee. Sind wir ja auch, irgendwie.
Da das Tragen doch ziemlich anstrengend ist, schlagen wir zudem ein ziemlich schnelles Tempo an und erblicken deswegen schon bald die Taubenseehütte.
Ein Bergsee hinterm Haus
Bevor wir einkehren, wollen wir aber noch zum See.
Wenige Gehminuten hinter der Hütte gelegen, befindet sich der wunderschöne Taubensee.
Umringt von hohen Bäumen liegt der malerische Bergsee in einer kleinen Senke und strahlt eine unheimliche Ruhe aus.
Ein paar Angler sitzen auf den Felsen rundherum und versuchen ihr Anglerglück bei den Hechten, Karpfen und Schleien, die sich im See befinden.
Wir stecken heute lediglich unsere Füße hinein und sind nach einer kleinen Rast bereit für ein Mittagessen.
Zur Hütte zurück brauchen wir gefühlt eine Stunde, da Louise jeden Stock, den sie findet, in den Rucksack stecken will und ihren Blick von den um die Hütte grasenden Kühen nicht lösen kann.
Spielplatz mit Bergblick
Als sie aber auf der Hütte den Spielplatz entdeckt, ist sie sofort in ihrem Element und wir suchen uns einen sonnigen Platz auf der Terrasse mit Spielplatz- und Bergblick. Ein wunderschönes Panorama breitet sich vor uns aus und wir kommen schnell mit unseren Sitznachbarn ins Fachsimpeln, welcher Kaisergipfel nun welcher ist.
“Der links da, der Spitze, rechts von dem Grasband, oberhalb von dem kleinen Spitz, das muss das Totenkirchl sein…”
Einige von Euch kennen bestimmt das typische Gipfel-Gefachsimpel am Berg. Nachher ist man selten schlauer, aber einen netten Ratsch gab’s immerhin.
Dafür ist das Mittagessen, das uns nun serviert wird, ein Gedicht. Frische Knödel. frisches Sauerkraut und eine Suppe für Louise. Dafür wird sogar der Bagger sofort stehen und liegen gelassen. Mamas Sauerkraut ist natürlich besser als die Suppe, aber als Eltern ist man ja gewohnt, das zu nehmen, was übrig bleibt.
Von unseren Gipfel-Ratsch-Nachbarn bekommen wir hinterher sogar noch ein Probierstückerl Kuchen. Dann hat sich das Fachsimpeln ja doppelt gelohnt.
Schlafwandern für Profis
Für den Heimweg ziehe ich nun auch wieder meine Schuhe an, denn Louise ist müde, und ich fürchte, wir werden sie viel tragen müssen.
Tatsächlich merke ich schon nach wenigen Metern, wie das Bündel auf meinen Schultern immer schwerer wird. Bald liegt ihr Kopf auf meinem und ich vernehme ein seliges Schnarchen.
Mir ist absolut schleierhaft, wir man in dieser Position einschlafen kann.
Eine gute halbe Stunde später sind wir aber auch schon wieder zurück am Auto und Louise wird vom Gackern der Hühner geweckt, die um unser Auto spazieren.
Na, das ist doch mal eine Begrüßung!
Schön war unsere Barfuß-Wanderung mit Kind am Arm.
Minimalismus ist ja ohnehin im Trend und das Barfußwandern war eindeutig angenehmer als erwartet.