Eine Wanderung im Regen
Auf den Spuren des Vier-Elemente-Weges
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Heute meint es Petrus nicht gut mit mir: Bei meiner Fahrt in den Kaiserwinkl regnet es immer wieder – mal leichter, mal stärker. Von meiner Wanderung will ich mich trotzdem nicht abhalten lassen, denn wie heißt es so schön: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung!“ Der Zusatz „und falsche Wege“ fehlt aus meiner Sicht. Aus diesem Grund suche ich mir eine kürzere, einfache Wanderung, die zwar festes Schuhwerk erfordert, aber als „Leicht“ eingestuft ist.
Zum Nachdenken
Das Element Wasser
Ich biege von der Hauptstrasse in den Wanderweg ein und es ist, als wäre ich in einer anderen Welt gelandet: Schon die ersten Meter sind wie ein richtiger Almenweg, wenn man bergaufwärts blickt. Hügelige Wiesen, blühender Thymian und eine Herde Kühe, die friedlich grasen und sich grazil im felsigen Gelände bewegen. Ich folge den Wegweisern und bin nach ein paar Metern beim ersten Element gelandet: Wasser. Der Text auf der Tafel inspiriert mich und ich denke beim Weiterwandern über die Worte nach:
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„Lebendig sein will ich wie das Wasser. Voller neuer Ideen und mutiger Träume. […] Vertrauen, dass alles im Leben einem roten Faden folgt, […] Leben will ich wie das Wasser. Langsam strömen, gelassener werden. […]“
Der weiche Waldboden, durchzogen von unendlich vielen Wurzeln, schlängelt sich gemütlich den Berg hinauf. Ich finde meinen Rhythmus. Aufgrund des Wetters sind keine Wanderer unterwegs und ich bin im Wald das einzige menschliche Wesen.
Die Elemente
Feuer und Luft
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Als nächstes begegne ich dem Element Feuer. Auch hier erwartet mich wieder ein inspirierender Text und ein herrlicher Ausblick auf den Ort Walchsee. Die Gedanken über die Kraft des Feuers und seine zwei Seiten – Wärme und Zerstörung – begleiten mich bis zum Element Luft. Hier raubt mir der Ausblick auf den Walchsee die Luft – wie metaphorisch. Ich halte inne, setze mich und genieße das Panorama.
Weiter geht es wieder durch den Wald – spontan beschließe ich, noch ein paar Höhenmeter zu machen und auf den Kranzingerberg zu gehen. Leider begegne ich wegen meiner Entscheidung dem Element Erde nicht mehr. Doch das macht nichts. In Wirklichkeit ist jede Wanderung eine Wanderung mit den vier Elementen. Beim bewussten Gehen spüre ich die Erde, die mich trägt, die mich Schritt für Schritt begleitet – manchmal gemütlichen, manchmal auch anstrengenden Schrittes.
Luft anhalten
Ein Moment der Stille
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Das zarte Grün wirkt bei Regenwetter noch viel grüner. Während der eine Gipfel im Nebel versinkt, erstrahlt über dem nächsten die Sonne. Plötzlich fängt es an zu regnen, aber ich höre den Regen nur – Wegen dem dichten Blätterdach kommt kein Tropfen zu mir durch.
Und dann einer dieser magischen Momente: Ein Moment der absoluten Stille. Ich halte inne, kein Vogel zwitschert, kein Auto ist zu hören. Nur das Rauschen des Regens und mein Atem, den ich anhalte – im Einklang mit der Natur. Magisch und von kurzer Dauer. Denn kaum lässt der Regen nach, höre ich den Specht klopfen und die Vögel wieder zwitschern.
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Gemütlich gehe ich vom Kranzingerberg wieder ins Tal. Die mit Moos bewachsenen Bäume, das Altholz, das Lebensraum schafft, der weiche Waldboden begleiten mich bis fast in den Ort. Der Vier Elemente Weg und der Abstecher auf den Kranzingerberg sind wirklich ein schöner Winkl Erde und eine märchenhafte Wanderung.
Interessierte können sich hier die ganze Route des Vier-Elemente-Weges ansehen. Vielleicht wäre das ja auch etwas für euch?
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Caroline Fellinger, 41. Ist sie beruflich als Geschäftsführerin einer Kreativagentur viel in der virtuellen Welt unterwegs, genießt sie in ihrer Freizeit lieber die Natur – gleich, ob Berge, Flüsse, Seen und Wälder – Hauptsache, draußen. Beim Wandern, schwimmen, Kajak und Kanufahren im Sommer, Snowboarden und Skifahren im Winter ist sie immer auf der Suche nach Neuem.
1 Kommentar
Veronika Gramann
24.07.2024, 22:13
So was gefällt mir das sti.mt alles ich kenne den Kaiserwinkl seit 1992 fahren wir dahin auf ein Wiedersehen vom 17.9 bis 29.9 wieder da