Mit Weißbier, Kind und Kuh auf der Hitscheralm
Familientaugliche Rundwanderung mit gewaltiger Aussicht
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Sophie und Louise, 33 und 4 Jahre, sind als Mutter-Tochter-Gespann fast täglich in der heimischen Bergwelt unterwegs. Über ihre Erlebnisse beim Bergsteigen, Wandern, Klettern und Radeln und berichten sie auf ihrem Instagram-Kanal @alpenbaby
Es soll ja zwei Arten von Wanderern geben: Die, die zuhause jede Tour akribisch planen und genau wissen, wieviele Höhenmeter in welcher Zeit zurückgelegt werden müssen, um die Angaben im Wanderführer einzuhalten und diejenigen, die einfach mal losgehen und schauen, wie lange sie Lust haben, zu wandern. Mit Kind ist irgendwas in der Mitte wahrscheinlich das Sinnvollste. So richtig planen kann man sowieso nicht, aber ganz planlos sollte man auch niemals losziehen. Das Beste ist aber, wenn man während der Tour noch entscheiden kann, ob man abkürzt, oder den Gipfel noch mitnimmt.
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Möglichkeiten über Möglichkeiten
Solch eine Tour ist die Rundwanderung über den Brennkopf. Es gibt unzählige Möglichkeiten, Wege, Abkürzungen und Gipfeloptionen, sodass für jeden was dabei ist. Wer schnell ans Ziel möchte, der wandert nur steil hinauf zur Hitscheralm um ein Bier mit grandioser Aussicht zu genießen. Wer Gipfelambitionen hat, den laden Brennkopf, Wandberg und Lochnerhorn zu einer anspruchsvollen und langen Rundwanderung mit Gipfelglück ein.
30 Grad, ein Tragekind und steile Anstiege
Wir planen heute eine Mischung aus beiden Extremen, wollen zum Lochner Wasserfall, Brennkopf und zur Hitscheralm. Mal sehen wie weit wir kommen, bei fast 30 Grad mit Kleinkind in der Trage und Rucksack auf dem Rücken. Wir beginnen unsere Tour heute in Schwaigs bei Walchsee, wo neben dem Hotel Moarhof ein großer Wanderparkplatz zur Verfügung steht. Vom Parkplatz entlang der Straße, vorbei am Schwemm-Turm weist uns schon bald ein Wegweiser den Weg in Richtung Brennkopf. Über einen Bachlauf, durch ein Gatter und bergauf über Almwiesen steigen wir in nordöstliche Richtung zu unserem ersten Ziel, dem Lochner Wasserfall.
Wasserspaß und Gipfelglück
Der Wasserfall, der sich direkt neben dem Weg befindet, bietet heute eine willkommene Abkühlung an diesem heißen Tag. Wir füllen unsere Trinkflaschen auf, kühlen unsere Beine und wandern weiter in Richtung Brennkopf. Nach einiger Zeit verlassen wir den Forstweg wieder und steigen steil hinauf über Wiesenrücken in Richtung Brennköpfl (1255m). Hinter uns erstreckt sich das gewaltige Panorama vom Unterberghorn über den Walchsee hinüber zum Zahmen und Wilden Kaiser. Wir bleiben immer wieder stehen, da wir uns einfach nicht sattsehen können. Oben angekommen genießen wir eine kleine Brotzeit neben dem Gipfelkreuz des Brennköpfl und entscheiden, dass das Brennköpfl heute unser einziger Gipfel bleibt. Zum großen Bruder, dem Brennkopf, wären es weitere 100 Höhenmeter, doch für die ist es uns heute zu heiß. So winken wir dem hübschen, von grüner Wiese bedeckten Brennkopf (1353m) aus der Ferne zu und biegen ab in Richtung Hitscheralm. Lieber Brennkopf, wir besuchen Dich bestimmt auch bald - vielleicht ja mit Ski im Winter!
Magische Stimmung hoch über dem Inntal
Über breite Forstwege mit schönem Panorama geht es nun gemächlich bergab auf die 1100 m hoch gelegene Hitscheralm. Auf dieser nur im Sommer bewirtschafteten Alm erwarten uns einige E-Biker, die ihr Feierabendbier genießen und eine Reihe schwarz gefleckter Kühe, deren Muhen auch unsere Tochter Louise aus ihrem langen Mittagsschlaf holt. Wir schließen uns den Radlern an, bestellen uns ein Weißbier und genießen die Nachmittagssonne, die das tief unter uns liegende Inntal in ein magisches Licht taucht.
Zu Besuch bei den Libellen
Am Abstieg über schmale Wiesensteige besuchen wir noch einmal die Kühe aus nächster Nähe, die Louise eingehend mustert. Irgendwann verlieren sie aber das Interesse an uns und wir machen uns auf den Heimweg. Steil bergab, den Walchsee stets im Blick erreichen wir schon bald wieder die Schwemm, Nordtirols größte Moorlandschaft. Wir steigen noch auf den Schwemmturm, von dem aus man die Moorlandschaft von oben betrachten kann und mit etwas Glück auch den ein oder anderen Bewohner dieser einzigartigen Naturlandschaft erspäht. Nebenbei erfahren wir allerhand Wissenswertes über den Lebensraum Moor. Zum Beispiel, dass 33 verschiedene Libellenarten hier wohnen. Die habens gut! In dieser einmaligen Landschaft ist es sicher schön zu wohnen, egal, ob man Libelle, Kuh oder Almwirt ist.
Tourenbeschreibung: Moarhof - Wasserfall: ca. 45 Minuten. Wasserfall - Brennköpfl: ca. 30 Minuten. Brennköpfl - Hitscheralm (1100 m): ca. 30 Minuten. Zum Brennkopf vom Brennköpfl noch ca. 20 Minuten weiter. Verlängerung der Tour zu Burgeralm, Wandberg und Lochner Horn möglich.