Brot backen am Fleckenhof in Rettenschöss
Wo sogar die Milch Lift fährt
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Sophie und Louise, 33 und 4 Jahre, sind als Mutter-Tochter-Gespann fast täglich in der heimischen Bergwelt unterwegs. Über ihre Erlebnisse beim Bergsteigen, Wandern, Klettern und Radeln und berichten sie auf ihrem Instagram-Kanal @alpenbaby
Da, da müssen wir abbiegen! Uuund Kurvee! Allein die Anfahrt zu unserem heutigen Ausflugsziel ist ein Erlebnis. Unser Bus namens Rosl brummt laut den Berg hinauf und unsere Tochter Louise, 20 Monate, jauchzt bei jeder Kurve in ihrem Kindersitz. “Bist du dir sicher, dass wir richtig sind?” fragt mich schon mein Mann. Na klar! Bis ganz hoch müssen wir, bis der Weg nicht mehr weitergeht.
Brot backen mit Traumaussicht
Wir sind heute zu Gast am wunderschönen Fleckenhof hoch über Rettenschöss. Im Rahmen der Kreativen Sommerwerkstätte steht bei uns heute Brot backen auf dem Programm. Wenn ich daheim probiere, Brot zu backen, gleicht dieses nämlich meistens eher einer Wurfscheibe für olympische Diskuswerfer. Hoffentlich ändert sich das ab heute!
Der Fleckenhof muss für Kindern wie das Paradies auf Erden erscheinen. Auf knapp 1000 m Seehöhe, umgeben von grünen, saftigen Wiesen, leben Hasen, Gänse, Bienen, Katzen und Kühe in friedlicher Gemeinschaft und genießen bestimmt genauso wie wir den wahnsinnigen Ausblick hinab ins Inntal und die umliegenden Berge.
Mit der Kreativen Sommerwerkstätte unterwegs
Mit uns zusammen haben sich heute drei weitere Familien mit Kindern eingefunden, die ebenso neugierig sind wie wir, was uns hier oben in diesem grünen Paradies heute erwarten wird. Louise hat direkt neben dem Auto eine Katze entdeckt und ist schon irgendwo in der Wiese unterwegs - Katzen fangen. Ihr neues, zugegeben meist aussichtsloses, Hobby.
Zur Begrüßung erfahren wir zunächst allerhand Wissenswertes über den Hof und das Leben hier oben auf dem Berg. Der Weg ins Tal ist so beschwerlich, dass es sogar einen Lift gibt, der jeden Morgen die Milch der sieben Kühe ins Tal bringt. So muss der Bauer nicht extra runterfahren und der Milchlaster kann die Milch direkt im Tal entgegen nehmen und ihn zur nahegelegenen Käserei in Walchsee fahren. Nur die Kinder, die dürfen leider nicht mitfahren. Schade eigentlich! Der Lift endet nämlich direkt neben der Schule.
Wildkräuter, Hollersaft und Brotmännchen
Nun geht’s aber los mit den Vorbereitungen für unser Brot. Es ist Hochsommer, die Wiesen sind voller Kräuter und Blumen, da liegt es doch nahe, diese auch in unserem Brot zu verarbeiten. So machen wir uns auf und sammeln zunächst verschiedene Wildkräuter auf der steilen Almwiese. Diese bringen wir anschließend nach oben zum Hof, wo uns eine traumhafte Terrasse mit wahnsinnig schöner Aussicht auf das Inntal, ein angeheizter Holzofen, kühle selbstgemachte Holunderlimonade und unser vorbereiteter Brotteig schon erwarten.
Unsere Wildkräuter werden geschnitten, unter den Teig gemengt und nun dürfen wir alle kreativ werden, unseren Teig kneten und unser persönliches Brot herstellen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Manche formen kleine Brezen, andere Zöpfe, oder große Brotmännchen. Mit Körnern und Nüssen verfeinert, entstehen so kleine Kunstwerke aus Mehl und Wasser.
Ab in den Ofen mit Euch, ihr duftenden Laibe!
Von Bienen und Baggern
Während unser Brot im Holzofen backt, haben die Kinder allerhand zu entdecken. Erst zu den Kühen? Oder auf den Traktor? Oder die Hasen füttern? Oder auf die große rote Rutsche? Louise ist völlig begeistert von den tausenden Verlockungen und springt und rennt nur so von links nach rechts. Am meisten angetan hat’s ihr dann aber doch der zauberhafte Bauerngarten mit dem Sandkasten davor. Riesengroße Kohlköpfe wachsen hier mit den Zucchini um die Wette, Ringelblumen und Malven wachsen überall dazwischen und haufenweise Bienen umschwirren die bunten Blüten. Welch kleines Paradies hier oben! Louise zeigt den Bienen stolz ihren Bagger und versucht den Bienen Gras zu füttern. Wollen sie nicht. Komisch. Die Hasen waren doch vorhin ganz begeistert von Gras!
Wir Erwachsene löchern währenddessen unsere heutigen “Hofdamen” vom Fleckenhof mit allerhand Fragen zum Leben auf dem Bauernhof, den Tieren und der Zubereitung der vielen Leckereien, die es ebenfalls im Hofladen zu erstehen kann. Dort finden sich Essige, Kräutermischungen und -salze sowie allerhand hausgemachter Salben, die aus den eigenen Wildkräutern und Bienenwachsen entstehen. Ich bin sofort begeistert, schreibe fleissig mit und beginne tatsächlich direkt am nächsten Tag mit dem Sammeln von Kräutern und Ringelblumen für meine ersten eigenen Tees und Salben.
Spielen macht hungrig…
… und so ist zum Glück schon bald unser Brot soweit, dass wir es aus dem Ofen nehmen dürfen. Es duftet verführerisch und nebenbei wurde von Zauberhand noch frische Butter mit den Wildkräutern und wilden Blüten aus dem Garten verfeinert, die Louise sich nun Fingerdick auf ihr Brot legt. Es schmeckt himmlisch!
Die Hasen und Bienen bekommen natürlich auch was ab und so füttert Louise noch fürsorglich die Tiere mit kleinen Brotkrumen. Butter bekommen sie aber nicht, die isst sie lieber selber. Bevor wir den Heimweg antreten, muss dann nochmal ausgiebig gerutscht und Trampolin gesprungen werden. Und dann verabschieden wir uns von diesem wunderschönen Kleinod oben auf dem Berg. Wir wollen ja noch kurz in den Walchsee springen!
Also, falls mal eine Milchkanne im Kaiserwinkl über Eure Köpfe schwebt - die kommt bestimmt vom Fleckenhof und ist auf dem Weg zur Schule.