Vielfalt in Natur und Genuss
Bunter Kaiserwinkl
Der Frühling schaut in vollen Zügen ums Eck. Ich mache mich wieder auf den Weg in den Kaiserwinkl, um ein paar Fleckchen zu besuchen, die ich mit dem herrlichen Stückerl Erde verbinde. Die Sonne wird immer kräftiger. Manchmal weht ein kalter Wind ums Eck, aber es sind schon die Tage, an denen wir alle das Erwachen der Natur spüren und an manchen Orten schon sehen.

Die Vegetation bricht sich Bahn. In meiner Heimat ist die bunte Vielfalt schon explodiert. In früheren Zeiten profitierten die bayerischen Herrscher von dem zeitlichen Unterschied der Vegetationskraft, die in Tirol etwas später durchstartet, als bei uns. Deshalb machten die Bayern mit den Salzburgern und Tirolern gute Geschäfte in Sachen Kornhandel.
Wunderschöne Schwemm

Ich durchfahre fast den ganzen Kaiserwinkl. Die bunten Blumen hängen noch nicht an den Balkonen. Es ist noch ein wenig zu kalt. Über dieses Meer an Schönheit freue ich mich immer. Jedes Haus blüht förmlich auf. Vor allem die alten Häuser leuchten dann prächtig. Ich biege in Walchsee Richtung Schwemm ab. Ich genieße die Weite dieses Hochmoores, das die Heimat zahlreicher Tiere und Pflanzen ist. Wer Lust verspürt, kann geführte Wanderungen unternehmen. An diesem schönen Tag erkenne ich noch sehr viel Ruhe. Auch die Golfer in der direkten Nachbarschaft sind noch eher spärlich vertreten. Wir befinden uns in der Zwischensaison und da ist nicht viel los. Ich beobachte den einen oder anderen Vogel, der gemütlich und genussvoll seine Kreise zieht. Es wirkt, als atmeten die Beherrscher der Lüfte den Mix aus Frühling und Ruhe vor dem „Sturm“ wahrhaftig ein. Die meisten Berge sind nicht mal mehr mit Schnee bedeckt. Nur die ganzen Gipfel erfreuen sich noch an ihrem weißen Gewand, das sich schon sehr weit zurückgezogen hat.
Käse und Speck
Die Reise in den Kaiserwinkl ist für mich auch immer mit einem Einkauf verbunden. Der wunderbare Bergkäse erfreut nicht nur mich, sondern auch meine Freunde. Bald schon weht den vierbeinigen Hauptdarstellern der Heumilchregion wieder die Frische der Berge um die Nase, wenn sie hinauf auf die Höhen gehen. Herunten im Tal genieße ich auch die guten Würste verschiedener Metzger. Viele benachbarte Bayern kommen kurz rüber, um Würste und Speck, deren Würze sich von vielen bayerischen Produkten abhebt, zu erwerben.
Wunderbares Klobenstein

Am nächsten Tag halten wir nach Schleching und gehen runter an die Tiroler Ache, die zwar flott, aber nicht gefährlich Richtung Chiemsee fließt. Wir haben uns einen Marsch entlang des Schmugglerweges vorgenommen. Es wird eine sehr schöne Wanderung. Wir entscheiden uns für den Steig. Trittsicherheit ist gefragt. Es ist ein Genuss mit der Natur verbunden zu sein. Kurz vor der bayerisch-tiroler Grenze gehen wir hinunter ans Ufer. Das Plätzchen ist sehr schön hergerichtet. Es gibt sogar eine Schaukel. Eine Gruppe aus Nordrheinwestfalen wandert ebenfalls dorthin. Sie hat ihren Spaß. Wir treffen sie immer wieder mal. Angekommen an der Grenze, steht einiges zum Schmugglerweg geschrieben, der schon 1.800 vor Christus als Handelsweg diente. Ich genieße den Ausblick auf der Aussichtsplattform hoch über der Ache und schließlich wandern wir über die Hängebrücke, um nach Klobenstein zu gelangen.

Klobenstein ist eine wunderschöne kleine Kirche, die gefühlt aus dem Fels erwachsen ist. Man wundert sich, wie das Kirchlein ob seiner doch sehr interessanten Lage hat entstehen können. Ich gehe um die das Bauwerk herum. Es wirkt, als wenn ich mich spiralförmig in den Berg hineinbewege. Leider ist der Innenraum zugesperrt, sodass ich nur das Schauspiel der Sonne, deren Strahlen die Schönheit des sakralen Innenraums erleuchten, bewundern kann. Es wirkt mystisch.
Wir entscheiden uns wieder zurückzugehen. Es war wunderbar und richtig schön, wir werden das nächste Mal den ganzen Weg gehen.

Uli Kaiser, 51, freier Journalist für Sport, Wirtschaft und Kultur, hat in seinem Leben zahlreiche Leistungssportler hautnah begleitet. Er genießt das Leben in der Natur und saugt jede kleine Nuance auf. Schwimmen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking gehören zu seinen sportlichen Betätigungsfeldern. Ansonsten macht er sein Hobby zum Beruf. Er genießt Regionen zu entdecken und zu beschreiben, wie Menschen leben und welche Gedanken sie haben.