Die Milch macht’s
Eine Geschichte von der Kuh bis zum Joghurt
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Anja Hanke, 39. Als Journalistin für Kulinarik und Reisen ist sie viel in der Welt unterwegs. Umso mehr freut sie sich, dass ihre kleine Tochter und die alpine Bergwelt, in der sie lebt, sie wieder erden. Hier verbringt sie mit ihrer kleinen Familie viel Zeit und liebt die Mischung aus Natur, hohem Freizeitwert und ehrlicher Küche.
Ferien. Für Kinder ein großer Spaß. Für Eltern oftmals eine Herausforderung, die quirligen Kleinen auch gut beschäftigt zu halten. Tolle Ideen bietet da das abwechslungsreiche Ferienprogramm der Kreativen Sommerwerkstätte. Hier können kleine Entdecker beispielsweise lernen, wie leicht es ist, Joghurt selbst zu machen.
„Joghurt machen ist das Einfachste auf der Welt“, sagt Steffi Hager in die Runde staunender Kinderaugen. „Echt?“, fragt ein kleines Mädchen aus der Nähe von Hamburg, das mit seinen Eltern bereits zum zweiten Mal auf Besuch im Kaiserwinkl ist. „Echt“, bestätigt die patente Kursleiterin, die in der Almhütte der Käserei Plangger in Durchholzen bei Walchsee den Kindern – und ihren Eltern – erklärt, wie aus der frischgemolkenen Milch Joghurt wird.
Da gibt es doch einen Trick, oder?
Doch genau dabei liegt schon die erste Herausforderung. Denn: „Melken ist gar nicht so einfach“, erzählt Steffi Hager, während sie einen Melkschemel nimmt und sich damit vor einem Gummi-Euter-Modell platziert. „Jetzt müsst ihr genau aufpassen“, ermahnt sie und, ob kleine oder große Augenpaare, alle richten sich auf die schwarzen Gummizitzen. „So“, meint Steffi Hager, und umgreift mit ihrem Daumen eine Zitze. „Erst müsst ihr von oben die Milch – oder in unserem Fall das Wasser – in die Zitze reinpumpen, und dann nach unten ausstreichen.“ Während sie das sagt, legt sie die restlichen vier Finger ihrer Hand um die Zitze und presst die „Milch“ mit einer gekonnten Bewegung aus dem Euter. Der erste Strahl trifft den Eimer und alle jubeln. „Jetzt seid ihr dran!“ Ganz klar, dass jeder der Erste sein will. Doch schnell macht sich Enttäuschung breit. Denn was eben beim Profi noch so einfach aussah, will einfach nicht gelingen. Kaum ein Kind schafft es – und auch die Eltern, die sich mit einem überzeugten „Ich zeige dir mal, wie das geht“ an die Arbeit machen, werden schnell eines Besseren belehrt. „Das Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof ist harte Arbeit“, lautet die resümierende Quintessenz von Steffi Hager – und alle geben ihr Recht.
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Lernen, verstehen und drüber nachdenken
Allerdings: Nach dieser harten Arbeit kommt das belohnende Vergnügen. Und das in köstlicher Form. „Gute Milch ist etwas besonders Feines“, sagt Steffi Hager und betont dabei das Wort „gut“ ganz bewusst. Denn neben allem Spaß am Kaiserwinkler Ferienprogramm, will sie den kleinen Besuchern der Region auch etwas auf den Weg mitgeben. Schließlich hat sich gerade in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten viel geändert. „Und das nicht zum Besseren!“ Gute Milch ist für sie Milch von Kühen, die auf die Weiden oder gar auf die Alm dürfen. Von Bio- oder gar Demeter-zertifizierten Betrieben, die auch das Leben einer Kuh achten. Gute Milch bedeutet für sie aber auch, dass der Bauer einen einigermaßen guten Preis dafür bekommt. „Denn schließlich seht ihr ja selbst, wie viel Arbeit dahinter steckt“, sagt sie mit einem Zwinkern zum Gummi-Euter, während sie vier EL Naturjoghurt in einen Liter Milch einrührt. „Was machst du da?“, fragt wieder das neugierige Mädchen aus dem deutschen Norden. „Joghurt“, antwortet Steffi Hager. „Das lassen wir dann 4 bis 6 Stunden bei etwa 40 Grad stehen. In der Zeit bilden sich die Joghurtkulturen in der ganzen Milch aus. Das war es dann auch schon“, sagt sie und holt einen bereits vorbereitete Schüssel Joghurt hervor.
Wie einfach lecker sein kann
Denn neben dem Lernen, Entdecken und Erfahren dürfen die kleinen (und auch die großen) Naschkatzen den leckeren Joghurt natürlich auch probieren. Dazu gibt es selbstgemachten Obstsalat, Nüsse, Müsli, Rosinen und Honig. Außerdem führt Steffi Hager in die Welt der Smoothies ein. Im Handumdrehen zeigt sei wie einfach und schnell die Sattmacher zubereitet sind. In drei Versionen – einmal mit Milch, einmal mit Joghurt und einmal nur mit Apfelsaft – serviert sie die gesunden und dickflüssigen Drinks, die sie nahrhaft mit Bananen und Müsli, fruchtig mit Beeren, Orangensaft und Aronia oder delikat mit frisch gesammelten Kräutern geschmacklich abrundet. Meiner noch nicht einmal drei Jahre alten Tochter schmeckt erstaunlicherweise der Kräuter-Smoothie mit wildem Spinat am besten. „Mir auch!“, ruft die Kleine aus Hamburg. „Das war toll“, findet sie. „Ich freue mich schon auf den Spuk im Moor und den Besuch bei den Alpakas nächste Woche!“ Und auch diese Programmpunkte sind Teil der Kreativen Sommerwerkstätte.
Noch bis zum 9. September 2018 läuft das abwechslungsreiche Ferienprogramm im Kaiserwinkl, das schon für die ganz Kleinen tolle Unterhaltung bietet.
https://www.kaiserwinkl.com/de
/familienurlaub-tirol/kreative-
sommerwerkstaette.html