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Fledermausnacht

Auf der Suche nach den unsichtbaren Flattertieren

Scheinbar lautlos, wie ein dunkler Schatten huscht etwas über mich hinweg. Es taucht plötzlich schemenhaft in der Luft auf und verschwindet sogleich, wird sofort wieder Eins mit dem Schwarz des Nachthimmels. Die Rede ist von Fledermäusen, die es auch in der Region Kaiserwinkl zu Hunderten gibt. Sie gehören zu den interessantesten und auch wohl geheimnisvollsten Säugetieren. Das liegt sicherlich an ihrer scheuen Art, aber auch an zahlreichen Gruselstorys rund um Dracula & Co., in denen die kleinen Flatterwesen als blutrünstige Vampire dargestellt werden. Um mehr über Fledermäuse zu erfahren, nehme ich an einem lauen Sommerabend an der Fledermausnacht teil, die im Rahmen der Sommerwerkstätten angeboten wird. Ich mache mich auf den Weg zum Treffpunkt, der Annakapelle in Kössen. Dort warten bereits viele Eltern mit ihren Kindern darauf, dass es bald losgeht. Alle sind gespannt, was der Abend in Dunkelheit wohl bringen mag.

„Auf der Welt gibt es, wenn man die Fledermäuse und die Flughunde zusammenzählt, über 1.200 verschiedene Arten“, erklärt die Biologin und Fledermaus-Spezialistin Petra Schattanek, die die nächtliche Führung gemeinsam mit ihrer Kollegin Sophie Riccabona durchführt. „Von diesen 1.000 verschiedenen Arten leben allein in Tirol 24 – und alle sind Insektenfresser“, fügt sie hinzu. Zu ihnen gehören unter anderem die Zwergfledermaus, das Große Mausohr und die Langohrfledermaus. Im Kirchendach in Walchsee befindet sich eine der größten Wochenstuben des Großen Mausohrs. Dort werden die Jungen geboren und aufgezogen. Mehr als 300 Muttertiere mit je einem Jungtier leben dort.

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Millionen von Jahren alt

Die Geschichte der Fledermäuse beginnt vor rund 65 Millionen Jahren, nämlich zu etwa der Zeit, wo die Dinosaurier ausgestorben sind. Und seitdem haben sie sich auch nicht sonderlich verändert: Sie hatten schon damals zu Flügeln umgebaute Arme und haben sich bereits per Ultraschall durch Echoortung orientiert.

In einem Schaukasten zeigen die Biologinnen anhand der Skelette von einem Flugsaurier, einem Vogel (Amsel) und einer Fledermaus (Großes Mausohr) die Unterschiede der flugfähigen Tiere. „Während der Flugdinosaurier quasi mit seinem verlängerten vierten Finger geflogen ist, sind die die Arme und Finger beim Vogel komplett anders angelegt“, sagt Fledermausspezialistin Sophie. „So benötigen Vögel Federn zum Fliegen und ein geringeres Gewicht. Letzteres haben sie durch ihre hohlen und mit Luft gefüllten Knochen.“ Bei Fledermäusen ist das anders: Die Fledermäuse haben Ober- und Unterarme und fünf Finger wie wir. „Diese sind jedoch im Vergleich zum Menschen bis auf den Daumen verlängert. „Dazwischen erstreckt sich die Flughaut“, weiß Sophie. „So haben Fledermäuse genügend Fläche, um abzuheben.“ Der Daumen ist bei Fledermäusen nicht in die Flughaut integriert, was sie dazu befähigt, diesen zum Klettern einzusetzen.

„Viele Leute fürchten sich erstaunlicherweise immer noch vor Fledermäusen“, sagt die Biologin Petra. Die Angst sei allerdings vollkommen unbegründet. Vielmehr sind Fledermäuse sehr nützliche Tiere, die Mücken, Fliegen und andere Insekten vertilgen und so zu einem natürlichen Gleichgewicht beitragen. „Eine kleine Zwergfledermaus wiegt nur etwa fünf Gramm“, erklärt Petra, „aber sie frisst in einer einzigen Saison fast eine Million Mücken.“ Zudem würden sich von den mehr als 1.000 verschiedenen Arten lediglich drei von Blut ernähren und jene Arten sind in Süd- und Mittelamerika zu finden. Die Geschichten von blutrünstigen Bestien sind also gar nicht wahr.

Von Batman, Dracula und Dämonen

Fledermausnacht
„Was assoziiert Ihr mit Fledermäusen?“ fragt Petra in die Runde. „Woran denkt Ihr, wenn Ihr die kleinen flatternden Tiere gedanklich vor Augen habt?" Und ein kleiner Junge, der ganz aufmerksam zugehört hat, antwortet sofort: „Den Batman!“ Ein anderer Teilnehmer bringt Graf Dracula ins Spiel. „Den hat es wirklich gegeben“, erklärt Fledermaus-Expertin Petra und zeigt ein Bild auf ihrem Laptop in die Runde. Der gefürchtete Herrscher Vlad Țepeș mit dem Beinamen Drăculea, der die Vorlage für die Romanfigur Dracula war, habe in Transsilvanien gelebt, aber eigentlich nicht viel mit Fledermäusen zu tun gehabt.

In Kirchen gibt es des Öfteren Abbildungen von Dämonen. „Diese werden immer mit Fledermausflügeln dargestellt, während Engel die mit Federn versehenen Vogelflügel zieren“, weiß Sophie. Die Expertin zeigt außerdem noch ein Zeichen aus China: Einen Lebensbaum, den fünf ineinander verschlungenen Fledermäuse umringen . „Dort stehen Fledermäuse für Glück“, fügt sie hinzu.

Das Unerhörte hören

Und plötzlich wird es laut: Petra Schattanek schaltet den Fledermausdetektor an. Dieses Gerät macht es möglich, die Ultraschalltöne der Fledermäuse zu hören. Gespannt lauschen alle in die Dunkelheit. Das erst leise Klicken wird lauter und lauter und wird zu einem aufeinanderfolgenden Knattern – ganz plötzlich taucht eine Fledermaus im Scheinwerferlicht auf! Sie dreht eine Runde über den kleinen Teich und verschwindet wieder im Dunkel der Nacht. Das Knattern wird leiser – und dann sofort wieder lauter. Im Scheinwerferlicht können die Teilnehmer der Fledermausführung nun zahlreiche kleine und größere Fledermäuse beobachten, die Insekten jagen oder zum Trinken hierher kommen. Ein tolles Spektakel, das vor allem die kleinen Besucher begeistert.

Die beiden Biologinnen weisen jedoch auch darauf hin, dass die Fledermäuse dringend geschützt werden müssen. Alte Bäume mit Löchern oder aber ein selbst gebauter Fledermauskasten bieten Unterschlupf. Zudem sei es sei wichtig, dass die Tiere genügend Insekten als Nahrung finden. „Deshalb sind Wildblumenwiesen sehr wichtig“, sagt Sophie. Es helfe auch, den Rasen nicht ganz so kurz zu mähen, um Insekten einen Lebensraum zu bieten. „Denn nur, wo genügend Insekten sind, können Fledermäuse existieren.

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Auge in Auge

Die beiden Biologinnen haben auch immer wieder Pfleglinge zu Hause, die durch eine Verletzung flugunfähig geworden sind oder aus anderen Gründen wieder aufgepäppelt werden müssen. „Einen von diesen kleinen Pfleglingen haben wir Euch heute in einer Transportbox mitgebracht“, sagt die 33-jährige Petra. „Es handelt sich dabei um eine Kleine Bartfledermaus, die man ganz gut an ihrem leuchtend weißen Bauch erkennt. Sie ist bei uns in Pflege, weil sie eine Verletzung am Arm hat. Dieses kleine Tierchen könnt ihr nun ganz aus der Nähe betrachten." Und so steckt ein Teilnehmer nach dem anderen den Kopf in die kleine Box und bestaunt das kleine Wesen. Eines ist sicher: Angst vor den kleinen Flattertierchen hat nun niemand mehr. Vielmehr sind die Teilnehmer der nächtlichen Führung begeistert von diesen so einzigartigen Tieren. Sie werden sicherlich zu Hause weitererzählen, dass die Fledermäuse wichtige und schützenswerte Säugetiere sind.

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