Frische Frühlingsbrise
Langsam erwacht die Natur
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Uli Kaiser, 51, freier Journalist für Sport, Wirtschaft und Kultur, hat in seinem Leben zahlreiche Leistungssportler hautnah begleitet. Er genießt das Leben in der Natur und saugt jede kleine Nuance auf. Schwimmen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking gehören zu seinen sportlichen Betätigungsfeldern. Ansonsten macht er sein Hobby zum Beruf. Er genießt Regionen zu entdecken und zu beschreiben, wie Menschen leben und welche Gedanken sie haben.
Der Winter ist in all seinen Facetten wunderschön. Verschneite Berge haben etwas Magisches. In unschuldiges Gewand gehüllt, verlieren die mächtigen Repräsentanten des Kaisergebirges ihre Macht, werden weich und anziehend. Noch viel schöner ist es allerdings, wenn die sanfte Frühlingssonne die Herzen wärmt. Sie haucht den Menschen eine besondere Form von Energie ein. In diesem Jahr genieße ich die Übergangszeit besonders. Es ist herrlich, wenn die Natur langsam erwacht und Petrus nicht einfach den Hitzeschalter von jetzt auf gleich umlegt.
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Bessere Voraussetzungen gibt es nicht, um einen Frühlingsausflug in den Kaiserwinkl zu unternehmen. Die großen Gipfeltouren sind diesmal nicht das Ziel. Ich will einfach nur die Natur genießen. Jeder tiefe Atemzug ist Balsam für Seele und Frische für den Geist. Die kühle Bergluft, die auch manchmal milde Temperaturwürze in meinen Körper transportiert, macht mich frei. Schon die Einfahrt nach Kössen zeigt uns an: jetzt kommt die schönste Jahreszeit und bringt die Natur Schritt für Schritt zum Erwachen. Die Sonne ließ die unglaublich mächtigen Schneeberge im Tal dahinschmelzen. Der Unterberg und seine Kollegen lüften ihr klirrendes Schneegewand. Der Kaiserwinkl erwacht. Das ist überall zu spüren.
Die Fahrt führt uns Richtung Rettenschöss. Wir wollen das kleine gemütliche Dorf besuchen und dabei vor allem die Natur in all ihren frühlingshaften Facetten beobachten. Wir halten am Parkplatz bei der Schwemm, dem Hochmoor, das bei jeder Jahreszeit ein Erlebnis ist. Langsam wandern wir den Berg hinauf. Unsere Gesichter strahlen. Jeder von uns ist glücklich, weil wir Schritt für Schritt eins mit der Natur und mit der besonderen Ruhe werden, die diese ausstrahlt. Die Vögel singen rundherum ihre Lieder. Sie sind die ersten Botschafter der erwachenden Natur. Unser Ziel liegt auf 680 Meter Meereshöhe. Von dort aus geht´s hinauf zu verschiedenen Almen. Allen, denen wir begegnen, ist die Freude an der immer kraftvolleren Sonne anzumerken. Jeder grüßt und genießt. Nicht nur wir halten unsere Nasen und Gesichter in die Sonne und tanken eine Extraportion Lebensfreude und -kraft. Die Golfer schieben ihre Schläger über den hügeligen Golfplatz. Immer wieder fliegen Rennradler an uns vorbei. Die Dynamik der hellen Jahreszeit löst die sanfte Stille der dunklen Monate deutlich spürbar ab. Da und dort spitzen schon die ersten Blumen aus den Wiesen. Das kühle Bergwasser rauscht so klar und rein ins Tal hinab. Heute noch nicht, aber schon bald, spendet dieser Quell des Lebens Erfrischung und stillt den Durst der Wanderer. Die schönen Ruhebänke scheinen auch die Sonnenstrahlen aufzusaugen. Noch haben sie ein wenig Urlaub, bald schon dienen sie vielen Gästen wieder als Raststation.
Immer wieder bleiben wir stehen und genießen die herrliche Landschaft im Kaiserwinkl. Da und dort ist das Grün schon satter. Doch das große Hallo der bunten Frühlingspracht klingt noch nicht ganz in unseren Ohren. Immer wieder lasse ich den Blick rundherum schweifen. Der Himmel ist strahlend und von einer blauen Klarheit. Sanfte weiße Wolken schweben über dem Kaiserwinkl. Die Sonne taucht die schönen Berghänge einmal mehr und einmal weniger in ihr wärmendes Licht. Der Frühling bahnt sich den Weg durch die Schneedecke. Diese ist an vielen Orten der so wohltuenden Panoramas fast ganz verschwunden. An manchen wehrt sie sich noch standhaft. Analog zur kalten Luft, die je nach Licht- und Schattenspiel ihre warme Gegenspielerin immer noch, aber dann doch immer seltener in die Schranken weist. Schon bald wird überall die duftige Vielfalt der blühenden Wiesen in die Nasen steigen, weil die Natur uns die ihr schönstes Gewand zeigt. Bis bald im Kaiserwinkl, dem Kleinod gleich ums bajuwarische Eck.