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Gemütliches Kasfest

Kaiserwinkl Kasfest 2023

Uli Kaiser

Uli Kaiser

Uli Kaiser, 51, freier Journalist für Sport, Wirtschaft und Kultur, hat in seinem Leben zahlreiche Leistungssportler hautnah begleitet. Er genießt das Leben in der Natur und saugt jede kleine Nuance auf. Schwimmen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking gehören zu seinen sportlichen Betätigungsfeldern. Ansonsten macht er sein Hobby zum Beruf. Er genießt Regionen zu entdecken und zu beschreiben, wie Menschen leben und welche Gedanken sie haben.

Das Wetter ist ein Genuss, als wir uns von Unterwössen aus auf den Weg zum Kasfest machen. „Endlich Sonne“, denke ich mir, als ich gemeinsam mit meinem Freund von Reit im Winkl kommend nach Kössen komme. Die Berge liegen so wunderbar grün vor mir. Sicherlich leuchtet von den einen oder anderen Berggipfeln noch das weiße Wintergold herab, doch jetzt ist es Gewissheit. Der Frühling umhüllt uns mit Wärme. Die Sonne wärmt nicht nur die Natur, sondern auch unsere Gemüter. Die Menschen, die wir treffen, sind alle gut aufgelegt. Der goldene Ball über uns tut Wunder und so freuen wir uns auf das Kasfest.

Der Kas stellt eines der Herzstücke alter Traditionen dar. Früher mussten die Almbauern die Milch ihrer Kühe gleich hoch auf dem Berg verarbeiten und sie haltbar machen. Heute läuft das in den meisten Fällen herunten im Tal ab. Es ist alles professionalisiert und damit auch kanalisiert. Als wir uns dem Kössener Zentrum nähern ziehen sich meine Mundwinkel nach oben. Überall erklingt wunderbare Volksmusik. Sofort fühle ich mich zuhause. A flotte Quetschen – zu Hochdeutsch Ziehharmonika, ein rhythmischer Bass, eine schwungvolle Trompete, meist noch eine Gitarre und jemand, der gut singen kann, und schon werden die Gäste locker-flockig unterhalten.

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Kaiserwinkl, Musikalische Umrahmung beim Kasfest

Mehrere Gruppen verteilen sich übers Ortszentrum. Auf dem Dorfplatz sind die Bichlacher Bäuerinnen schwer am Werkeln. Vor ihnen liegt eine riesige Pfanne, die sicherlich deutlich mehr als zwei Meter Durchmesser hat. Darin brutzeln die Käsespatzen, ein Traditionsgericht des Kasfestes, das jeder unbedingt probieren muss.

Da eine solche Speise nicht zwingend den Magen fliegen lässt, gibt´s selbstverständlich auch jede Menge Hausbrände zum Probieren. Die Bauernhöfe verfügen oftmals über ein Brennrecht, das alter Zeit entstammt. Viele Bauern vermarkten sich selbst und bieten ihre zahlreichen hochprozentigen Varianten zum Test und zum Kauf an. Die Landwirte, die zum Glück keine Monsterbetriebe sind, tragen wesentlich zur heimischen Kulturlandschaft bei. Sei es durch die Tiere auf der Alm oder durch den Erhalt von Streuobstwiesen, die ein wahres Paradies für Lebewesen aller Art sind. Natur pur will leben und schenkt dafür Genüsse der naturreinen Art, die ohne irgendwelche Zusätze ein wunderbares Aroma entwickeln.

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An einem anderen Stand bieten Bäuerinnen ein sehr schmackhaftes Käsebrot an. Auf einem dunklen Hausbrot liegt Speck und darüber kommt selbstverständlich wieder ein Kas. Das Ganze wird unter einem Grill extrem erhitzt. Der Käse platzt auf. Das Wasser läuft einem im Mund zusammen. Das Leben ist so einfach, so schön, so voller Fülle, doch mag man dies im Alltag oftmals gar nicht so wahrnehmen. Wir schauen uns weiter um und sehen auch die Produkte von der Feldalm, die wir im letzten Jahr besucht haben. Eine Wanderung auf dieses Hochalmgebiet lohnt sich allemal. Der Wanderer ist zwar gute 2,5 Stunden einfach unterwegs, dafür ist aber nur der Schluss etwas steiler. Die Ruhe und der Ausblick entlohnt allerdings dann für vieles.

Doch zurück zum Kasfest. Wir verspüren langsam Hunger und so lassen wir uns vor einem Hotel nieder und bestellen Kasspatzn mit einem Bier. Ich schaue wieder beim Koch vorbei. Der arbeitet mit kleineren Pfannen als die Bäuerinnen zuvor. Ins heiße Butterschmalz kommen zunächst die Zwiebeln. Während diese rösten, steigt dieser wunderbare Duft in meine Nase. Ein Teil der Zwiebeln wird wieder entnommen und der andere mit den Spätzle und dem Bergkäse vermischt. So verbindet sich der sehr angenehm-würzige Käsegeschmack mit den Röstaromen und erzeugt einen wunderbaren Geschmack. Der warme Käse riecht sehr gut und so freuen wir uns jetzt auf ein Bier, dass das „Nationalgericht“ des Kaiserwinkls besser flutschen lässt. Wir treffen nette Leute, mit denen wir ins Gespräch kommen. Viele Touristen sind schon da und genießen diese Tiroler Gemütlichkeit. Jeder schaltet automatisch ein paar Gänge zurück und genießt die Musik, die in einer sanften Lautstärke für beste Stimmung sorgt.

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Am Ende des Tages wandern wir an der gut gefüllten Tiroler Ache wieder zurück zu unserem Auto. Überall blühen die Wiesen. Die Kühe genießen die Sonne und das frische Gras. Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Wir riechen auch das frisch gemähte Gras. Die erste Mahd – auf die Bauern lange warten mussten – wird eingeholt. Gelegentlich schwirrt die eine oder andere Biene vorbei. Es ist Frühling im Kaiserwinkl. Die Natur erwacht und jeder genießt das warme Wetter. So muss es sein.

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Kaiserwinkl, Blühende Wiese mit Kühen