Gipfelglück und Skivergnügen
Mit Tourenski aufs Unterberghorn
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Sophie und Louise, 33 und 4 Jahre, sind als Mutter-Tochter-Gespann fast täglich in der heimischen Bergwelt unterwegs. Über ihre Erlebnisse beim Bergsteigen, Wandern, Klettern und Radeln und berichten sie auf ihrem Instagram-Kanal @alpenbaby
Juhu, die Schwiegereltern sind zu Besuch! Juhu? Schwiegereltern? Das passt eigentlich nur selten in einen Satz. In unserem Fall ist aber der Besuch von Oma und Opa ein absoluter Glücksfall. In der Nacht hat’s nämlich geschneit. Das bedeutet für uns: Kinderfrei und Skivergnügen. Da kann man doch nur jubeln!
Obwohl Louise für ihr zartes Alter wirklich bergtauglich ist und uns auf den meisten Ausflügen gerne begleitet, gibt es eine Sportart, die mit Kleinkind einfach nicht gefahrlos auszuüben ist: Skifahren. Oder in unserem Fall: Skitour gehen. Deswegen gibt’s heute mal traute Zweisamkeit am Berg. Auch schön!
Der schlafende Riese
Unser heutiges Ziel dafür ist das Unterberghorn. Jeder, der schon mal im Kaiserwinkl unterwegs war, kennt den markanten, breiten Felsriegel, der wie ein schlafender Riese hoch über Kössen aufragt. Im Winter kommen Skifahrer hier dank des Skigebiets Hochkössen mit seinen 13 Liften auf ihre Kosten, im Sommer ist das Unterberghorn ein wahres Paradies für Wanderer und Gleitschirmflieger.
Wir entscheiden uns heute aber gegen eine Liftfahrt und wollen aus eigener Kraft die 1260 Höhenmeter bis hoch zum Gipfel des Unterberghorns erreichen. Da die Schnee- und Lawinenlage momentan eher gegen einen Ausflug im freien Gelände sprechen, kommt uns ein Aufstieg im Skigebiet gerade recht, da man hier relativ lawinensicher ans Ziel kommt und eine präparierte Skipiste mit einer rasanten Abfahrt ins Tal lockt.
Mit Ski bergauf
Als wir am Fuße der Pisten unsere Klebefelle an unseren Skiern befestigen, mustern uns einige Kinder aus der Skischule schon misstrauisch und fragen, warum wir denn den Berg hochlaufen, obwohl direkt nebendran doch die Gondel fährt. Berechtigte Frage! Aber wer einmal das leise „Pfft Pfft“ der Tourenski auf frischem Schnee unter seinen Füßen gespürt hat und wer den Stolz kennt, den man verspürt, aus eigener Kraft am Gipfel zu stehen, der lässt jede Gondel gerne links liegen. Selbst verdiente Höhenmeter machen bei der Abfahrt auch einfach doppelt Freude.
Skitour mit Aussicht
Wir starten unsere Tour am rechten Rand des Skigebietes, um keinesfalls die abfahrenden Skifahrer zu stören oder gar zu gefährden. Auf Höhe der Schusterbauernalm verlassen wir die Skipiste und durchqueren einen steilen, nicht präparierten Hang, in dem wir mit einigen Spitzkehren schnell an Höhe gewinnen. Kurz hinter der Alm treffen wir wieder auf die Piste und erreichen kurz darauf auf die Bergstation der Gondel, wo es aus der benachbarten Bärenhütte schon verführerisch nach Kasspatzln duftet. Mittlerweile hat sich der Nebel gelichtet und offenbart uns einen atemberaubenden Blick auf die umliegende Bergwelt. Das Kaisergebirge rechts, der Watzmann links und der Geigelstein hinter uns. Man weiß garnicht, wohin man zuerst schauen soll! Dank der Sonne und des Aufstiegs ist uns mittlerweile schön warm. Also verstauen wir einige unserer Kleidungsschichten im Rucksack, gönnen uns einen Schluck Tee und sind bereit für den zweiten Teil des Anstieges.
Der Weg flacht nun etwas ab und wir marschieren am linken Pistenrand mit Blick auf die tief verschneiten Berge weiter hinauf, umgehen eine kleine Steilstufe und erblicken schon bald die Gipfelstation des Sesselliftes. Hier biegen wir nach rechts ab und verlassen das gesicherte Skigebiet. Ein langgezogener Gipfelgrat erwartet uns, auf dessen Ende in der Ferne das Gipfelkreuz thront. Wir gehen nun hintereinander weiter, um nicht auf eine Schneewechte zu gelangen, bis wir an einer Engstelle mit Ski nicht mehr weiterkommen.
Am Gipfelgrat
Der Schnee am schmalen Gipfelgrat ist vom Wind hartgepresst und eine dünne Eisschicht obendrüber macht ein Weitergehen unmöglich. Kurz unterhalb des Gipfels entschließen wir uns deswegen, nicht weiterzugehen. Schade, aber auch das gehört zum Skitourgehen dazu. Gefahren einschätzen und im Zweifel lieber umkehren. So richten wir uns auf unserem heutigen persönlichen Gipfel ein gemütliches Bankerl aus unseren Ski ein, packen Tee und Brotzeit aus und genießen unsere Zeit zu zweit mit Wahnsinnsaussicht.
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Überraschung!
Nachdem wir gerade unsere Ski in den Abfahrtsmodus umgestellt haben, und die Klebefelle für die Abfahrt entfernt haben, erreicht uns eine SMS von Oma: „Kommt schnell, der Apfelstrudel ist schon bestellt“. Wie bitte? Wohin?! Oma, Opa und Louise haben eine Überraschung für uns parat und sind uns mit der Gondel entgegengekommen, wo sie uns nun auf der Hütte freudig erwarten. So sausen wir auf der perfekt präparierten Piste bis zur Mittelstation, wo es sich die drei schon auf der Sonnenterrasse bequem gemacht haben und uns mit warmen Mehlspeisen und Kaffee empfangen.
Na, das ist ja mal eine Überraschung! Dann hat es ja doch noch geklappt: unsere erste Skitour mit Baby.
Hinweis: Bitte nur am Pistenrand gehen und Rücksicht auf die Skifahrer nehmen!
Der Gipfelgrat kann stark überwechtet und vereist sein, eventuell auf der Kuppe vor dem Gipfelgrat umkehren.
Tourensteckbrief:
Parkplatz Hochkössen – Unterberghorn: ca. 3h, 1260 Höhenmeter. Großteils auf der Skipiste.