Im Moor, da ist was los!
Auf Entdeckungsreise im Moorgebiet Schwemm
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Sophie und Louise, 33 und 4 Jahre, sind als Mutter-Tochter-Gespann fast täglich in der heimischen Bergwelt unterwegs. Über ihre Erlebnisse beim Bergsteigen, Wandern, Klettern und Radeln und berichten sie auf ihrem Instagram-Kanal @alpenbaby
Es ist ein heisser Sommertag im Kaiserwinkl. Die Luft steht förmlich über der Landschaft, die Traktoren sind die einzigen, die sich heute bewegen während ihrer Fahrt über die Wiesen, um das frisch getrocknete Heu einzusammeln.
Eigentlich ein perfekter Tag, um am Walchsee einen Sprung ins kühle Nass zu wagen.
Aber wir, wir haben größeres vor!
Meine Tochter Louise, 3 Jahre, und ich gehen heute nämlich auf Entdeckungsreise.
Wir wollen das Moorgebiet Schwemm genauer kennenlernen und uns von den Moorexperten in eine andere Welt entführen lassen.
Jeden Sonntagnachmittag findet hier im Sommer eine dreistündige kostenlose Einführung in die Flora und Fauna dieser speziellen Naturlandschaft statt.
Das Moorgebiet Schwemm
Das Moorgebiet Schwemm ist das längste zusammenhängende Hochmoor Österreichs.
Nur durch einen kleinen Hügel vom Walchsee getrennt, liegt das Naturschutzgebiet idyllisch im Walchseer Ortsteil Schwaigs. Im Winter führt hier die Loipe vorbei, im Sommer feilen die Golfer am nahegelegenen Golfplatz an ihrem Abschlag.
Der frei zugängliche 16 Meter hohe Aussichtsturm Schwemm thront am Rande des Moorgebiets und bietet das ganze Jahr über faszinierende Aussichten über das Moor.
Bisher haben wir hier auf unseren Spaziergängen ehrlich gesagt nur ein paar Frösche entdeckt und mit etwas Glück einen Reiher - aber das soll sich heute ändern!
Mit Moorexpertin Steffi unterwegs
Wir schließen unsere Fahrräder ab und treffen direkt auf ein bekanntes Gesicht: Steffi.
Unsere heutige Moorexpertin ist für uns schon eine alte Bekannte von verschiedenen anderen Abenteuern, die wir im Laufe der Jahre im Rahmen der „Kreativen Sommerwerkstätte“ im Kaiserwinkl erleben durften. Ob beim Butter Herstellen, Wildkräuter Sammeln, oder Holzboote Bauen am Gebirgsbach - Steffi hat uns schon immer wunderbar erlebnisreiche Nachmittage beschert!
So betreten wir gemeinsam den Moorturm Schwemm, wo rund um den großen Holztisch schon einige andere Familien Platz genommen haben.
Vor uns ausgebreitet liegt eine Reihe verschiedener Pflanzen, die im Moor heimisch sind.
Hättet ihr gewusst, dass man im Moor Preiselbeeren ernten kann und es hier sogar fleischfressende Pflanzen gibt? Zum Beweis hat uns Steffi ein paar getrocknete Beeren zum Probieren und einen Pflanztopf mit den fleischfressenden Pflanzen aus dem Moor mitgebracht. Louise steckt natürlich direkt mal ihren Finger hinein und wundert sich, dass er nicht abgebissen wurde. Glück gehabt!
Von Heilkräutern, bunten Vögeln und Dinosauriern
Heilkräuter wie Baldrian, Blutwurz und Mädesüss wachsen hier, Libellen fliegen herum, Frösche quaken. Eine andere Welt, mitten im Kaiserwinkl.
Steffi erklärt uns anschaulich, wie das Mädesüss verarbeitet wird, um natürliches Aspirin herzustellen und lässt uns vom herben Blutwurz-Schnaps kosten, der auch eher nach Medizin, als nach Genussmittel schmeckt.
Das Moor ist genauso tief, wie der Moorturm hoch ist, erklärt uns Steffi. Und jedes Jahr wächst es um einen Millimeter weiter.
Durch sein saures Milieu ist das Torfmoos in echter Zeitzeuge: gut konserviert finden sich im Torfmoos Informationen über vergangene Flora und Fauna.
Ein Meter Torfmoos entspricht dem Wachstum von 1000 Jahren - und bietet damit einiges an Informationen über die Natur vor vielen, vielen Jahren.
„Sind da auch Dinosaurier drin?“ fragt meine Tochter Louise direkt.
Ja, irgendwie vielleicht ja schon.
Frosch mit Aussicht
Was aber auf jeden Fall drin ist, sind Frösche - und davon viele.
Louise und die anderen Kinder sind kaum auf ihren Plätzen zu halten - viel zu spannend ist es vorn auf der hübschen Holz-Plattform, von wo aus man einen wunderbaren Blick über das Moor hat.
Der wird sogar noch besser, als wir mit Ferngläsern bewaffnet den Turm besteigen und von ganz oben die Welt des Moors beobachten. Einige Rehe wohnen hier, Reiher suchen nach Nahrung und manchmal kommt wohl sogar der Geier vom Zahmen Kaiser herüber geflogen.
Jetzt im Hochsommer ist das Moor bunt getupft mit verschiedenen Wildblumen und leuchtet förmlich zu uns hinauf.
Tiere unter der Lupe
Da! Ein Frosch! Und noch einer! und noch einer!
Zurück am Boden zählen wir direkt 12 Frösche und die dürfen wir jetzt sogar fangen. Mit großen Keschern ausgerüstet fangen wir Frösche und Molche und lassen sie in einen großen Wassereimer springen, wo wir sie genauer betrachten können.
Louise und ich fangen eine Libelle auf der Wiese und setzen sie behutsam in ein kleines Gefäß, auf dem eine Lupe befestigt ist. „Hat die riiesen Augen!“ staunt Louise und ist völlig gebannt von den vielen neuen Eindrücken.
Die anderen Kinder fangen Käfer, Raupen und Fliegen, die wir natürlich bald wieder in die Freiheit entlassen und stattdessen von Steffi mit einem Weingummi-Frosch belohnt werden.
Wie im Fluge vergeht die Zeit mit Spielen, Lernen und Entdecken und schon bald ist es Zeit, nachhause zu fahren.
Und, Louise, was hat dir am besten gefallen?
„Der Frosch!“ sagt sie grinsend. „aber der süße aus Gummi von Steffi!“
War ja klar. Den ganzen Heimweg fragt sie mich noch aus über das Moor: warum der Frosch grün ist, die Libelle blau und hier die Pflanzen Tiere essen können.
Ihr merkt, es gibt noch viel, viel zu entdecken hier im Moor.
Gut, dass wir bis Oktober noch jeden Sonntag vorbeikommen können, in die „Natur-Schule“, wie Louise sie getauft hat.
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