Mit Campervan und Kind am Walchsee
Urlaub dahoam
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Sophie und Louise, 33 und 4 Jahre, sind als Mutter-Tochter-Gespann fast täglich in der heimischen Bergwelt unterwegs. Über ihre Erlebnisse beim Bergsteigen, Wandern, Klettern und Radeln und berichten sie auf ihrem Instagram-Kanal @alpenbaby
Wir machen dieses Jahr Urlaub “dahoam”. Das bedeutet, wir packen unseren Campervan und verbringen unsere Urlaubstage einfach mal in der Nähe von zuhause. Stundenlang im Auto, Flugzeug, oder Zug zu sitzen ist mit Kleinkind ohnehin nicht die schönste Art, seine Zeit zu verbringen und wo will man denn im Sommer überhaupt noch hin, wenn man, wie wir, Berge, Seen und Sonne ohnehin direkt vor der Haustür hat?
Home is where your bus is
Da wir nur zwei Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt wohnen, kann man Urlaub “dahoam” sogar im Ausland machen. Und wer mit seinem eigenen Campervan unterwegs ist, hat sein Zuhause ja ohnehin immer dabei. “Home is where your bus is” sagt eine Postkarte so schön, die jetzt das Wohnzimmer unseres Campers schmückt.
“Rosl” heisst unser rollendes Wohnzimmer übrigens. Wir haben sie spontan diesen Sommer adoptiert und schon sehr liebgewonnen.
Dieses Wochenende wollen wir mit Rosl am Walchsee verbringen. Der ist zwar tatsächlich nur sieben Kilometer von zuhause entfernt, aber dort zu übernachten ist für uns auch etwas Neues. Hinzu kommt, dass niemand von uns je auf einem Campingplatz übernachtet hat. Das müssen wir schleunigst ändern, jetzt, als stolze Besitzer eines Campers.
Zuhause packen wir Tische, Stühle, Wanderschuhe, Bobbycar, Lebensmittel und unsere Tochter Louise in den Bus und schon geht’s los. Allein schon die Fahrt zum Walchsee fühlt sich an wie Urlaub. Das Radio singt passenderweise den alten Austropop-Klassiker “I am from Austria”, Louise lutscht zufrieden an einem Stück Pfirsich und Rosl tuckert gemütlich über die Landstraße. Rechts der Zahme Kaiser, links die grünen Hügel vom Brennkopf, Wandberg und co., dazwischen Kühe, Schafe, Wanderer. Paradiesisch!
Schon bald erreichen wir unser heutiges Reiseziel: den Campingplatz Seespitz. Schranke auf, Rosl rein, kurze nette Anmeldung, und schon sind wir drin. Inmitten lauter Profi-Camper auf unserem zugewiesenen Stellplatz Z 2-1. Kaum ist der Motor aus, kommt schon Kathi vorbei, die am Stellplatz nebenan mit ihrem VW-Bus steht. “Soo a scheener Bus! Darf ich mal reinschauen?” Na klar! Gerne! Ein wenig stolz sind wir ja schon auf unser neues Schmuckstück.
Wie sich herausstellt, hat Kathi auch ihre Kinder dabei und ist schon seit 3 Wochen hier. Ein echter Camping-Profi also. Sie ist mit ihrer Familie aus Salzburg angereist. Also auch eher Typ “Urlaub dahoam”. Aber jeder noch so kleine Tapetenwechsel kann ja manchmal sehr erfrischend sein. Kathi bekommt eine kleine Bus-Führung und Louise ist schon gar nicht mehr zu sehen. Die ist wohl bereits mit den anderen Kindern in Richtung Spielplatz losgezogen.
Wir richten uns gemütlich in unserem neuen Zuhause ein, packen unsere Stühle auf die “Terrasse” und kochen uns erstmal einen Kaffee. Den passenden Kuchen haben wir vorher noch im Café Praschberger in Walchsee geholt - die backen einfach besser als ich. Kuchen? Das ruft auch Louise auf den Plan. Sie hüpft auf ihren Mini-Campingstuhl und verlangt aufgeregt nach “Kuku”. Klar, kriegst Du. Ist ja Urlaub. Neugierig schauen wir uns um, bewundern die anderen Campingmobile und sind überrascht, wie schön gemütlich sich viele ihr Zuhause auf Rädern eingerichtet haben.
Nun ist es aber Zeit für den See!
Auf dem Gelände des Campingplatzes befindet sich ein wunderschöner Seezugang mit Holzsteg, Wassertrampolin, Rutsche und Stranddusche. Ein paar Enten watscheln auf der Wiese und es ist erstaunlich ruhig und leer für einen hochsommerlichen Samstag. Die anderen Urlauber sind bestimmt am Berg, oder aufm Radl, oder, oder. Den Freizeitstress, den man am Walchsee aufgrund der Fülle an Angeboten automatisch bekommt, kennen wir ja selbst zu gut. Aber heute gibt’s keinen Stress. Louise geht baden mit Papa und ich genieße vom Steg aus den wahnsinnigen Ausblick auf den Zahmen Kaiser. Ein paar Stand-Up-Paddler fahren vorbei und in der Ferne kann man die Wasserskifahrer beobachten.
“Namnam, namnam”. Aha, Louise hat Hunger. Kein Problem! Kühlschrank, Küche, Herd sind ja zum Glück immer dabei. Ein Segen, wenn man mit Kind unterwegs ist! So zaubert Papa schnell ein paar Nudeln für Louise und ich richte uns nebenbei schon einen Salat her. Natürlich kann man in der Umgebung auch wunderbar essen gehen. Der Ortskern ist fußläufig in wenigen Minuten erreichbar, und sogar auf dem Campingplatz gibt es ein Restaurant. Doch wir wollen ja heute richtig campen und da gehört das Kochen im Bus einfach dazu. Was anscheinend auch dazu gehört, ist, dass jeder, der vorbeiläuft, einen guten Appetit wünscht und freundlich grüßt. Schön, man fühlt sich direkt wie in einer großen Familie. Abends machen wir noch einen kleinen Einschlaf-Spaziergang mit Louise durch die traumhafte umliegende Landschaft und fallen bald in einen tiefen Schlaf in unserem gemütlichen kleinen Zuhause.
Am nächsten Morgen wachen wir in völliger Stille auf. 06:30 Uhr, alles schläft, und der Seenebel taucht den Campingplatz in ein tiefes Grau. Wahnsinn, dass es so ruhig sein kann auf einem Campingplatz! Tür auf, raus in die Natur! Louise marschiert schon wieder Richtung See, Papa geht joggen und ich koche mir verschlafen einen Kaffee. Das kann man ja im Bus glücklicherweise fast vom Bett aus erledigen. Den Kaffee und Louises Frühstück gibt’s heute am Steg - ein Frühstück direkt am See ist einfach unschlagbar. Da kann kaum ein 5-Sterne-Hotel mithalten!
Die Sonne kämpft sich auch schon bald durch den Nebel und gibt den Blick auf die scharfen Felszacken des Kaisermassivs frei. An diesem Ausblick kann man sich einfach nicht sattsehen! Den Kaiser, aber nur von unten zu betrachten, halten wir sowieso nicht aus. So schnüren wir noch spontan unsere Wanderschuhe für eine kleine Almwanderung, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen.
Schön wars, unser Urlaub dahoam! Louise wird morgen nach dem Aufwachen bestimmt gleich wieder ins “Brumm” und in den See wollen. Zum Glück haben wir’s ja nicht weit. Und um Profi-Camper zu werden, können wir ja auch noch die anderen tollen Campingplätze am See ausprobieren.
Campen am Walchsee:
Camping Seespitz, Terrassencamping Südsee und Camping Seemühle. Ganzjährig geöffnet, mit Seezugang.