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#wow_kaiserwinkl

Motiviert auf die Pyramidenspitze

Von Walchsee auf die Pyramidenspitze

Roland Aigner

Roland Aigner

Roland Aigner, 50. Der Kommunikationsprofi hadert immer noch damit, dass er sich nicht für eine Leistungssport-Karriere entschieden hat – daher ist er mit vollem Einsatz in seinem Unternehmen unterwegs. Zum Ausgleich gibt’s die Familie und jede Menge Sport – vor allem Outdoor: Biken, Running, Wandern, Klettersteig, Sportklettern und Bergtouren im Sommer sowie im Winter Alpin-Ski, Skitouren und Langlaufen. Mittlerweile zählt nicht mehr nur die Leistung, sondern das Gesamterlebnis – im Einklang mit der Natur, seiner Familie und dem Blick für das Schöne.

Kurz bevor der Winter kommt und ich mich auf die nächsten Schnee-Outdoor-Abenteuer im Kaiserwinkl freue, noch ein kleiner Rückblick auf eine sehr motivierte Tour im Kaiserwinkl. Die „Kaisertour“ im Gebiet des Zahmen Kaisers: von Walchsee auf die Pyramidenspitze.

Dass dies alles nicht so „zahm“ ist, sei hier gleich erwähnt und auch wenn es nicht journalistische Cleverness ist, mit ein wenig erhobenem Finger oder einem „bitte Vorsichtig!“ eine geschmeidige Geschichte zu beginnen, so mach ich das in diesem Fall doch. Weil es wichtig ist!

Die Tour auf die Pyramidenspitze ist definitiv eine schwere Bergwanderung, mit Klettereien im 1. Grad. Also nicht gerade eine Tour zu Saisonbeginn oder zum Aklimatisieren am Urlaubsbeginn. Und definitiv benötigt man die richtige Ausrüstung – also stabile Bergschuhe (hier war ich um meinen Meindl Literock GTX Halbschuh - meinen „Dauerläufer“ sehr froh) und auch ein Klettersteigset (auf alle Fälle für Ungeübte notwendig) mit Helm (der ist nie schlecht, vor allem, wenn mehr los ist). Hat man das aber alles berücksichtigt und ist sich seines Leistungsspektrums bewusst, erwartet einen eine schöne, knackige Tour ins immer wieder aufs Neue faszinierende Kaisergebirge.

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Tourstart

Meine Tour starte ich, an diesem Spät-Septembertag kurz nach Mittag. Der Sommer gibt sich auch zu dieser Zeit noch nicht ganz geschlagen, obwohl schon Herbst im Kalender steht. Es ist warm, ein herrlicher Tag mit viel Sonne, blauem Himmel und einer Wolke irgendwo im endlosen Blau. Da wir am nächsten Tag Dreharbeiten für ein E-Bike Video haben, nehme ich als Zustiegshilfe ab meiner Pension Sonnenhof in Walchsee (unglaublich nett, unglaublich gut gelegen und einfach typisch Kaiserwinkl) das geliehene Elektrorad.

So gestalte ich den ersten Teil – die Zufahrt über Durchholzen Richtung Winkelalm – sehr kräftesparend und angenehm. Die Straße führt – anfangs noch asphaltiert, dann als Forstweg – vorbei am Wanderparkplatz auf knapp 900 Höhenmeter. Einiges an Energie gespart, was sich später noch sehr positiv bemerkbar macht. Vor einem Gatter parke ich mein Bike sicher und freu mich auf die Tour.

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Nur für Geübte

Von hier geht es weiter über ein Almgelände, vorbei an der Großpoiteralm und entlang der Wegmarkierungen und vereinzelten Steinmännchen zur Winklalm und dann weiter Richtung Talschluss. Nochmals warnt das Schild „Nur für Geübte“.Hier lässt sich bereits der obere Weg durch die steilen Abbrüche des Winklkar erahnen.

Ich folge dem Weg bis ich das Schotterbecken erreiche und steige dann in Spitzkehren bis unterhalb des Joven. Hier wird der Pfad noch etwas schmäler und die teilweisen Drahtseil-Verankerungen sind dankbare Aufstiegshilfen, wobei auch immer wieder Stellen trittsicher ohne Hilfe begangen werden müssen, hier ist wirklich Konzentration gefragt, denn bei dem losen Schotter muß jeder Tritt achtvoll gesetzt werden!

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360-Grad-Blick

Jetzt bin ich sehr froh um die Aufstiegshilfe mit dem E-Bike (und das aus meinem Mund), denn ich bin die Tour mit fast 600 Höhenmeter pro Stunde wieder einmal sehr übermotiviert angegangen, die Gefahr, wenn es einfach nur schön ist und man alleine unterwegs ist. Ab und zu will man es einfach wissen - das rächt sich am Berg sehr schnell und ist definitiv ein Anfängerfehler. Wie heißt es so schön bei Physiksendungen im Fernsehen: »Nicht zum Nachmachen geeignet!«.

Ich bin nach knapp 1,5 Stunden schon fast am Gipfel, zähme meinen Ehrgeiz und nutze das flache Wiesengelände am Sattel für eine Pause, nehme meinen Riegel und trinke von meinen ausreichenden Wasservorräten (!). Es gibt keine Einkehrmöglichkeit und daher ist genügend Wasser Pflicht auf dieser Tour.

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Ich genieße die Pause und die Sonne an diesem Herbstag. Im Gras sitzend und mit einem 360- Grad-Blick lässt sich schnell wieder Energie tanken. Auch hier hat man bereits einen fantastischen Weitblick – links der Kaiserwinkler Heuberg, direkt vor mir der Wilde Kaiser und hinter mir der Walchsee. Über die nördliche Flanke gelange ich dann – meist seilversichert – zur steilen Leiter Richtung Gipfel und bin nach wenigen Metern beim Gipfelkreuz – hier ist der Blick noch atemberaubender – weit über das Kaisergebirge hinaus. Aber auch der Blick nach unten – in den Kaiserwinkl – macht mir heute die landschaftliche Besonderheit und meine spezielle Verbundenheit mit dieser Ecke wieder einmal bewusst. Der Walchsee liegt friedlich im Tal, grüne Wiesen, sanfte Hügel, schroffe Berge.

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Talfahrt mit dem E-Bike

Da die Tage Ende September doch schon etwas kürzer werden, mach ich mich auch bald wieder an den Abstieg, der auf dem gleichen Weg erfolgt. Wenn noch Zeit und Energie übrig ist, und es wirklich trocken ist, dann empfiehlt sich für Trittsichere noch ein kleiner Side-Step zur Jovenspitze, bevor man den Sattel wieder verlässt und Richtung Winkelalm absteigt.

Die Jovenspitze ist ca. 100 Hm niedriger als sein großer Bruder Pyramidenspitze. Aber heute sagt mir mein Gefühl, dass es schon zu spät ist, daher geht’s runter ins Tal. In diesem steilen, seilversicherten Gelände ist dies oft eine größere Herausforderung als der Aufstieg. Aber an diesem herrlichen, trockenen Tag und bei wenig ”Verkehr“ erledige ich den Abstieg sicher und teilweise im Laufschritt - vor allem ab dem unteren Teil des Schotterbeckens, wo es bereits schattig und damit auch gleich kühler ist, bis nach der Winkelalm.

Ziemlich glücklich, aber auch geschafft komme ich bei meinem E-Bike an und freue mich, dass ich mir heute die letzte Stunde Abstieg auf dem Forstweg und der asphaltierten Straße – dank meines E-Bikes erspare.

Es wird schon kühler im Schatten und daher kommt jetzt das Ersatzshirt und eine Funktionsjacke zum Einsatz – vor allem auch für die Talfahrt. Ich bin so entspannt, dass ich – gleich wieder voll motiviert – nach dem Wanderparkplatz Richtung Amberg und Parkplatz Lippenalm abbiege und das Panorama mit Seeblick nochmal genieße.

Letztlich bin ich aber froh, als ich mein Rad im Innenbereich der Pension Sonnenhof (extrem zuvorkommend) abstellen kann und es mir nach einer Dusche auf dem südseitigen Balkon gemütlich mache – mit Blick auf die Pyramidenspitze genieße ich die Abendsonne. Ja, heute war ich ziemlich motiviert!

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Kaiserwinkl, Ausblick von der Pyramidenspitze

Eckdaten

Von Durchholzen (735 Hm) ca. 1200 Höhenmeter auf den Gipfel (1997), empfohlene Gehzeit: Anstieg: 3,5 h / Abstieg 2,5 h, individuelle Bewertung: schwere Bergwanderung, nicht lang, steil, einfache Klettereien, braucht Kraft und Konzentration.