Mystische Laternenwanderung

An einem kalten Abend im Februar habe ich mich auf den Weg nach Kössen gemacht, um an der mystischen Laternenwanderung teilzunehmen. Treffpunkt ist direkt vor dem Infobüro wo es auch genügend kostenlose Parkplätze gibt. Dort angekommen, wartet schon Bergwanderführer Mike mit seinen Laternen auf die Teilnehmer.

Sobald wir komplett sind geht es auch schon los, die Laternen werden verteilt und Mike erklärt uns grob was uns die nächsten 1,5 Stunden erwartet:
Der Rundweg geht hinter dem Veranstaltungszentrum ein Stück die Asphaltstraße entlang bis zu einem Feldweg. Diesem werden wir dann folgen, um zum Achendamm zu gelangen. An der Hüttwirtsbrücke überqueren wir die Straße und beim Outdoor Center geht es dann linkerhand durch Wald und Feld bis zum Ortsteil Blaik. Hier werden wir wieder der Straße zurück zum Dorfzentrum folgen und dann zum Ausgangspunkt zurückkehren.

Gemütlich starten wir und unser romantisches Kerzenlicht wird noch von den Straßenlaternen unterstützt, so dass wir nicht ganz im Dunkeln sind. Aber das dauert nur einige Minuten und dann erreichen wir ein freies Feld – natürlich ohne Beleuchtung. Der Weg der vor uns liegt ist eine Mischung aus Wiese und Kies und das Gefühl nicht zu sehen wo man hintritt ist wirklich sehr ungewohnt. Für all diejenigen die sich zu unsicher sind, hat Mike Taschenlampen eingepackt damit man den Weg vor den Füßen beleuchten kann. Im Gänsemarsch laufen wir hintereinander her und erleuchten mit unseren Laternen die Dunkelheit.

Am Ufer der Ache angekommen, erklärt uns Mike, dass wir hier gerade dort entlang spazieren, wo einst ein komplettes Gletschergebiet war. Ein Relikt der Eiszeit sind unter anderem die Gletschertöpfe, die bei der Restaurierung des Schmugglerweges freigelegt wurden und besichtigt werden können. Sie befinden sich an der neuen Hängebrücke kurz nach der Wallfahrtskirche Klobenstein.
Der große zweigeteilte („geklobene“) Felsen ist der Namensgeber der Kirche. Der Sage nach war einst eine Bäuerin beim Kräuter sammeln, als sie von einem Gewitter überrascht wurde. Sie hörte ein lautes Grollen und über ihr löste sich ein riesiger Stein aus der Felswand. Sofort warf sie sich auf die Knie und begann zu beten. Die heilige Maria erbarmte sich der armen Bäuerin und spaltete den Felsen, damit sie unversehrt blieb.
„Also wenn ihr dort seid, müsst ihr durch die Felsspalte gehen ohne diese zu berühren, dann geht ein Wunsch in Erfüllung!“, empfiehlt uns Mike.

Wir spazieren weiter und nachdem wir aus dem Waldstück heraus auf ein freies Feld kommen, wird es Zeit für die nächste, diesmal etwas gruseligere Geschichte:
Früher stand hier ein großes, wunderschönes Bauernhaus in dem ein Vater mit seinem Sohn wohnte. Die beiden stritten oft und der missratene Sohn quälte und schlug seinen armen Vater. Nach ein paar Jahren verstarb der Vater, doch der Sohn wurde für seine schlimmen Taten nie bestraft. Als sich der Todestag zum 1. Mal jährte, schlug ein Blitz ein und das ganze Bauernhaus brannte ab. Der Sohn, der den Flammen unversehrt entkommen war, baute alles wieder auf, doch genau 1 Jahr später fing wieder genau am Todestag des Vaters der Dachstuhl Feuer und der Hof brannte abermals ab. Seit diesem Tag wurde der Sohn nie mehr gesehen.

Zurück im Dorfzentrum erfahren wir noch etwas über den 2. Weltkrieg und die Rolle von Kössen. Eine Gedenktafel am Gasthof Post erinnert an die damalige Zeit. Auch vor dem Gasthof Erzherzog Rainer versammeln wir uns und lauschen aufmerksam den alten Geschichten. Nun geht es weiter zur Pfarrkirche, wo wir uns die Markierungen der Hochwasserstände anschauen. Unser letzter Halt ist an den Infotafeln, die den Weg und die Geschichte des Schmugglerweges erklären. Hier kann man sich übrigens auch die Schatzkarte holen, wenn man das interaktive Hörspiel mit der App machen möchte.