Interview mit einem Kenner
Rund um den Kas
Die Wanderung auf die Feldalm ist eine wunderbare Sache, um einmal abzuschalten. Etwa drei Stunden dauert der Aufstieg. Während des Marsches kommt der Wanderer an einem Almdorf vorbei. An jeder alten Hütte findet er eine kleine Erklärung. Die moderne Feldalm thront auf über 1.300 Metern und kann zwischen Juni und Ende August besucht werden.
Zusätzliche Infos über die Alm und die Käserei findet ihr hier.
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Almbauer Michael Jäger erzählt: „Als die Hygieneauflagen verändert wurden, wollte unser Vorgänger dieses Risiko nicht mehr auf sich nehmen. Wir haben uns das gut überlegt und schließlich investiert.“ Die Feldalm wurde 2019 auf den neuesten Stand gebracht und verarbeitet täglich zirka 1.200 Liter Milch.
An diesem schönen Frühlingstag strahlt die Sonne schon sehr kräftig auf uns herab. Michael blickt von seinem Erbhof nahe Walchsee hinaus auf die Wiese und hinauf auf den Berg: „Wenn es so schön ist, dann wären wir am liebsten schon wieder oben auf der Alm. Aber das dauert noch ein bisserl.“
Ein echtes Original
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Michaels Hof ist ein echtes Original. Bereits 1361 wurde der Erbhof erstmals urkundlich erwähnt. Mittlerweile bewirtschaftet bereits die zehnte Generation das Anwesen, das neben den Flächen im Tal noch aus einer Niederalm und eben der Feldalm besteht. „Es ist schon ein Aufwand, drei Stallungen zu unterhalten. Aber wir genießen es und sind gerne mit der ganzen Familie oben, sobald es geht.“ Die Jägers selbst versorgen rund 30 Tiere. In der auf etwa 1.300 Metern liegenden Feldalm wird die Milch von rund 100 Tieren verarbeitet. Sie dient als Sammelstelle für verschiedene Bauern, deren Kühe auf der Alm weiden. Im Winter wird die Milch an die benachbarte Käserei abgegeben.
Michael kann in seinem Käsekeller bis zu 120 Laibe lagern. Wir steigen hinunter, um sie zu besichtigen. Sofort „weht“ uns der Geruch von Ammoniak entgegen. Schließlich reift der Käse und dabei entstehen unterschiedliche natürliche „Produkte“. Der Keller ist ein echtes Original. In diesem Werk aus Tuffstein herrscht immer eine Temperatur zwischen 10 und 11 Grad, sowie eine Luftfeuchtigkeit von 94 bis 95 %. Ab und zu muss das Fenster geöffnet werden. Die Reifung funktioniert ganz ohne technische Steuerungselemente.
Regionale Versorgung
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Sobald es möglich ist, geht es für die ganze Familie hinauf auf die Alm. Georg, der ältere Spross der Jägers, ist neun Jahre alt, der kleine Bruder Jakob gerade mal vier. „Sicherlich ist es aufwändig, weil die Wege in die Schule relativ weit sind. Aber wir genießen das Leben auf den Almen“, sagt Michael. Sein Vater begibt sich ab Mai auf die Niederalm. Von Juni bis Ende August ist die junge Truppe dann auf der Feldalm zu Hause: „Für die Tiere ist es eine tolle Sache. Sie fressen dreimal die Egascht, die die besten Inhaltsstoffe besitzt.“
Egascht ist gleichbedeutend mit der ersten Mahd, also der ersten Ernte des Grases. Diese ist „besonders würzig“, was man auch im Käse schmeckt. Die Tiere fressen nur frisches Gras und all die wunderbaren gesunden Kräuter, die zu dieser Zeit wachsen. Im Winter gibt´s nur „luftgetrocknetes“ Heu, deshalb produzieren die Jägers und die Bauerngemeinde der Feldalm ausschließlich Heumilchkäse. Dieser ist besonders bekömmlich, weil die Säure und die Gärstoffe, die in der Silage zu finden sind, wegfallen.
„Uns macht das Leben auf der Alm Spaß. Ich finde, es ist wichtig, dass es kleine Erzeuger wie uns gibt. Schließlich können wir die Region beliefern und wenn es einmal ein Problem gibt, kann der Ausfall leicht aufgefangen werden“, unterstreicht Michael. Damit hat er Recht, denn letztendlich geht es auch um die Versorgungssicherheit und die Vielfalt des Angebotes, für das eine wunderbare Region wie der Kaiserwinkl steht. Viele Gäste kaufen direkt vor Ort ein. Auch im Winter kommen immer wieder Kunden vorbei und freuen sich über den Käse der Feldalm. Selbstverständlich ist die Auswahl begrenzt, aber das Original schmeckt immer noch am besten.
Nach einem halben bis Dreivierteljahr Reifezeit schmeckt das runde Gold am herzhaftesten. Je länger der Käse reift, desto trockener und brüchiger wird er. Ob im Tal oder hoch oben auf der Feldalm, ein Besuch bei Familie Jäger garantiert Genuss. Und auch das Almdorf – die Hütten der zuliefernden Bauern als hölzerne Zeitzeugen – ist immer einen Besuch wert. Ab Juni, wenn der Frühling langsam vom Sommer abgelöst wird, ist die Feldalm auch wieder für Gäste bereit.
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Uli Kaiser, 51, freier Journalist für Sport, Wirtschaft und Kultur, hat in seinem Leben zahlreiche Leistungssportler hautnah begleitet. Er genießt das Leben in der Natur und saugt jede kleine Nuance auf. Schwimmen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking gehören zu seinen sportlichen Betätigungsfeldern. Ansonsten macht er sein Hobby zum Beruf. Er genießt Regionen zu entdecken und zu beschreiben, wie Menschen leben und welche Gedanken sie haben.