Von Whiskey, Fischen und Schottischen Wochen
Spezialitäten für mehr Genuss
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Mitten in Kössen, gleich neben der Kirche, steht der Gasthof »Erzherzog Rainer«. Seit 1567 prägt das denkmalgeschützte Gebäude das Ortsbild – heute wird es von Karin und Markus Jörg geführt. Mit Spezialitätenwochen, einem engagierten Team und ihrer herzlichen Art schaffen sie eine Atmosphäre, die Gäste aus der Region und darüber hinaus begeistert. Seit 1987 arbeiten die beiden Seite an Seite im Familienbetrieb.
In diesem Interview erzählen uns Karin und Markus Jörg, wie sie den Gasthof »Erzherzog Rainer« in Kössen führen und gemeinsam für kulinarische Highlights in der Region und über ihre Grenzen hinaus sorgen.
Die Chronik eures Gasthofs weist eine lange Geschichte auf. Seit wann ist er im Familienbesitz?
»Mein Opa Hermann hat den Gasthof 1937 gekauft,« erzählt Markus. »Später übergab er ihn meiner Mutter und 1987 habe ich den Betrieb mit gerade einmal 21 Jahren übernommen. Das war für mich eine große Verantwortung, aber als junger Mensch denkt man zum Glück noch nicht so viel nach.« Karin ergänzt mit einem Lächeln: »Wir haben uns im selben Jahr in der Kellerbar kennen- und lieben gelernt und schnell war klar, dass auch ich einsteige. Übrigens haben auch unsere beide Söhne ihre Partnerinnen in der Kellerbar kennengelernt – dieser Ort hat für unsere Familie etwas Magisches.«
Das klingt fast so. Kellerbar klingt ein bisschen nach Partykeller. Ist das so?
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»Früher war die Kellerbar der Treffpunkt zum Fortgehen«, sagt Karin. »Heute ist das leider nicht mehr so – die Jungen gehen nicht mehr so oft aus. Dabei ist die Kellerbar ein wunderschönes, altes Gewölbe mit einer besonderen Atmosphäre. Im Sommer hatten wir ihn dieses Jahr geschlossen, aber im Winter öffnen wir ihn wieder und hoffen, dass sich die Leute wieder gerne treffen.
Wir, das ist bei euch die ganze Familie – ihr beiden, eure Söhne und die Frau eures Älteren. Wie funktioniert so ein echter Familienbetrieb?
»Bei uns funktioniert das großartig«, verrät Karin. »Wir reden alles gemeinsam aus, arbeiten miteinander und trotzdem hat jeder seinen Bereich. Unsere Mitarbeiter zählen wir auch zur Familie – manche sind schon viele Jahre bei uns. Unser Kellner Kristian ist schon seit 11 Jahre mit dabei. Wir sagen immer: ›Unsere Mitarbeiter sind unser Lotto Sechser‹, denn ohne sie würde nichts funktionieren. Es ist ein großes Glück, dass wir so ein eingespieltes Team sind, in dem alle zusammenhalten.«
Und gemeinsam entwickelt ihr auch immer neue Ideen. Was hat es mit euren Spezialitätenwochen auf sich?
»Die Spezialitätenwochen haben wir für die ›stade‹ Zeit ins Leben gerufen«, meint Markus und gibt
einen kleinen Überblick über die Highlights: »Im Herbst fanden unsere beliebten Fischwochen zum
37x statt, wo ganz außergewöhnliche Kreationen wie Blutwurst mit Garnelen oder Austern auf der Karte standen. Insgesamt haben wir 300 Kilo Miesmuscheln verarbeitet – der Beweis, dass die Fischwochen richtig gut ankommen. Im Winter folgen unsere ›Wilden Tage‹, wo Fasane, Enten und viele andere Wildtiere köstlich zubereitet werden. Danach im Jänner folgen die Whiskeyabende und die ›Schottischen Highlanderwochen‹. Zudem haben wir noch
Steak- und Burgerwochen. Grundsätzlich sind wir ein Bauerngasthaus mit bodenständiger Küche und
unsere Spezialitätenwochen sind ein Ausflug in die feine Küche.«
Und des feinen Geschmacks. Ihr habt eine beeindruckende Whiskey-Sammlung – wie ist es dazu gekommen?
»Vor etwas 18 Jahren habe ich ein Whiskey-Seminar gemacht und Feuer gefangen«, schwärmt Markus. »Mittlerweile haben wir über 500 verschiedene Whiskeys in unserer Sammlung. Ich bin oft in Schottland und besuche einen Freund, der Whiskey-Maker ist. Meine Leidenschaft will ich auch unseren Gästen weitergeben: Als Highlights veranstalten wir unsere Whiskey-Abende, an denen das 4-gängige Menü mit passenden Whiskeys begleitet wird. Die Whiskey-Abende läuten dann die Schottischen Wochen ein, bei denen wir zum Beispiel auch Haggis selber machen. Solche Gerichte gibt es sonst nirgends in unserer Gegend.
Schottland-Fans wissen das sicher zu schätzen. Doch warum sind die Spezialitätenwochen
eigentlich in der ruhigen Zeit?
»Früher war es in der Nebensaison mit den Gästen schwierig«, erklärt Karin. »Mit unseren Spezialitätenwochen könnten wir das ändern und haben jetzt zehn Monate Saison. Nur im Herbst und nach Ostern haben wir je vier Wochen zu, um Kraft zu tanken und Urlaub zu machen. Wobei – wenn jemand eine Beerdigung, ein Jubiläum oder eine andere Feier anfragt, sperren wir auch in dieser Zeit gerne auf. Uns ist das Miteinander wichtig und wir freuen uns, dass wir eine Atmosphäre schaffen konnten, in der sich Gäste und Einheimische gleichermaßen wohlfühlen.
Gibt es neben den Spezialitätenwochen noch Veranstaltungen, die ihr organisiert?
»Früher haben wir öfter Veranstaltungen gemacht«, meint Markus. »Heute richten wir nur mehr den
Fronleichnam-Frühschoppen aus, das machen wir bereits seit 17 Jahren. An diesem Tag kommen alle Vereine aus der Umgebung zusammen und die Klobnstoana umrahmen diesen traditionellen Tag.«
Klingt nach einem schönen
Tag – was macht für euch einen schönen Tag aus? Was schätzt ihr an eurem Beruf?
»Die Arbeit im Gasthof ist sehr vielseitig«, sagt Karin. »Wir haben ein ganzes Haus zu betreuen und wir machen das gerne. Vor allem die Begegnungen mit den Menschen sind uns wichtig. Ja, die Geselligkeit ist das, was unseren Beruf so besonders macht. Das Leben schreibt uns ja eh vor, was wir tun müssen. Ein netter Ratscher am Stammtisch oder bei den Gästen und der Tag ist schön.«
Stichwort Zukunft. Welche Pläne habt ihr mit dem »Erzherzog Rainer«?
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»Zurzeit erneuern wir unseren Schank- und Barbereich, der seit unserer Übernahme im Einsatz war,« sagt Markus und Karin ergänzt: »Wichtiger ist allerdings, dass wir nur noch ein paar Jahre bis zur Pension haben. In drei bis vier Jahren wird unser ältester Sohn mit seiner Frau den Gasthof übernehmen. Wir freuen uns, dass unser Lebenswerk in der Familie bleibt.«
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Caroline Fellinger, 41. Ist sie beruflich als Geschäftsführerin einer Kreativagentur viel in der virtuellen Welt unterwegs, genießt sie in ihrer Freizeit lieber die Natur – gleich, ob Berge, Flüsse, Seen und Wälder – Hauptsache, draußen. Beim Wandern, schwimmen, Kajak und Kanufahren im Sommer, Snowboarden und Skifahren im Winter ist sie immer auf der Suche nach Neuem.