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#wow_kaiserwinkl

Sportklettern am Klobenstein

Mit Lady Di am Schmugglerweg

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Sophie und Louise

Sophie und Louise, 33 und 4 Jahre, sind als Mutter-Tochter-Gespann fast täglich in der heimischen Bergwelt unterwegs. Über ihre Erlebnisse beim Bergsteigen, Wandern, Klettern und Radeln und berichten sie auf ihrem Instagram-Kanal @alpenbaby

“Naa, bereit für den Giftzahn?” fragt mich mein Kletterpartner Andi grinsend, als wir uns an einem Sommertag in Kössen treffen. Giftzahn? Das klingt ja gruselig! Wir wollten doch klettern, und nicht zum Zahnarzt?

Ein kleines Juwel im Achental

Seit Wochen schon schwärmt Andi vom Klobenstein. Traumrouten in kompaktem Fels, super lang, super schön und wunderbar “alpiner Flair”, wie er es nennt. Da müssen wir hin! Obwohl ich wirklich viel klettern gehe und meine, viele Gebiete zu kennen, habe ich vom Klobenstein erst vor Kurzem das erste Mal gehört. Er ist tatsächlich noch ein echtes Juwel, der fast als kleiner Geheimtipp gilt.

In den 1970ern, erzählt mir Andi, haben hier die alpinen Kletterer trainiert für ihre waghalsigen Touren am Wilden Kaiser. Doch erst vor Kurzem, 2016, wurde der Klettergarten aufwändig modernisiert, saniert und mit neuen Haken ausgestattet. Darüber hinaus wurden neue Routen erschlossen, sodass sich das Gebiet zu einem wahren Kletterparadies im Achental herausgeputzt hat.

Auf über 100 verschiedenen Routen können Anfänger, wie auch Profis, die steilen Kalkwände in verschiedenen Schwierigkeitsgraden erklimmen. Der Wandfuß ist leider recht steil und dadurch wenig geeignet für kleine Kinder, deswegen habe ich meine Tochter Louise heute bei Papa gelassen. Die kann noch ein bisschen an kleineren Felsen üben, bis sie sicherlich auch schon bald in der “Schatzkammer” ihre ersten Kletterversuche wagen darf. Die Schatzkammer bezeichnet am Klobenstein den Wandteil mit den leichteren Routen. Dort findet sich zum Beispiel die “Räuberleiter” im 4. Schwierigkeitsgrad, und die “Krabbelstube” im 6. Schwierigkeitsgrad. Jede Route trägt nämlich einen Namen, der oft ziemlich lustig klingt. So kann man die Routen schnell finden und der Erstbegeher durfte sich auch noch individuell verewigen.

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Was bedeutet eigentlich Sportklettern?

Vereinfacht gesagt, erklimmt man beim Sportklettern im Gegensatz zum alpinen Klettern keine Berge, sondern lediglich eine Felswand, die bis zu 40 Metern hoch sein kann. Der Seilpartner bleibt unten am Wandfuß stehen und sichert, während der andere Kletterer die Felswand erklimmt. Alle paar Meter ist ein Haken in der Wand, an den man seine Karabiner, “Expressschlingen” genannt, einhängt. Diese verbinden wiederum das Seil mit der Wand, sodass man bei einem Sturz vom jeweils obersten Haken aufgefangen wird. Oben angekommen kann man sich dann einfach “ins Seil setzen” und wird von seinem Kletterpartner zurück auf den festen Boden gelassen. Also ein bisschen wie in der Kletterhalle, nur mit Vogelgezwitscher und Fels statt Plastik unter den Händen.

Giftzahn in der Schatzkammer

Alles klar? Dann kann’s ja losgehen zum “Giftzahn”. Vom Parkplatz erreichen wir nach kurzen zwei Minuten Zustieg schon den Sektor “Schatzkammer”. Wir spazieren noch ein Stückchen weiter bis zu unserem heutigen Ziel, dem Giftzahn. Dort angekommen sortieren wir unser Material, überprüfen unser Seil und sehen im Kletterführer nach, ob wir auch die richtige Route im Auge haben. Führer? Ja klar, auch für Klettergebiete gibt es detaillierte Karten und Beschreibungen, damit man weiß, wo man überhaupt hochklettern muss.

Andi beginnt heute und wärmt sich zunächst an einer leichteren Route mit dem Namen “Oimara” auf. Ein hübsches Schild am Beginn der Route weist uns den Weg. Puh, die Kletterei sieht ganz schön anstrengend aus! Mal sehen, wie ich mich schlagen werde.

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Klettern mit Aussicht

“A Traum!” grinst Andi, als er kurz darauf wieder festen Boden unter den Füßen hat. Recht hat er! Auch ich genieße die abwechslungsreiche Route sehr, finde hier einen guten Griff, dort einen schönen Tritt und arbeite mich stetig weiter hinauf. Schon bald bin ich oben angekommen, hänge mein Seil sicher in den obersten Karabiner ein und genieße erstmal die Aussicht. Unter mir tobt die Tiroler Ache durch die Schlucht, die seit dem letzten Regen ziemlich viel Wasser führt. Dahinter ragen die Gipfel des Wilden Kaisers hervor. Traumhaft! Andi hatte recht!

Der Giftzahn hat es dann aber in sich. Wie ein giftiger Zwerg wirft er mich immer wieder ab. “Stell die Füße höher!” ruft Andi mir zu. Ha, ha! Du hast gut reden da unten. Wohin denn? Schön langsam merke ich, dass meine Arme schlapp machen. Ein letzter Versuch! Konzentrier Dich! Du kannst das! Links höher, rechts antreten, mit der linken Hand zupacken. Und siehe da: es funktioniert! Müde und stolz erreiche ich das Ende der Route und bin froh, dass ich den Giftzahn bezwungen habe.

Zur Wallfahrtskirche Klobenstein

Wir klettern noch ein paar gemütlichere Routen, genießen Kaffee und Kuchen, den ich zur Brotzeit mitgebracht habe und beschließen, noch einen Abstecher zur Wallfahrtskirche Klobenstein zu machen. Nur fünf Minuten vom Klettergebiet liegt nämlich der eigentliche “Klobenstein”. Der Sage nach stürzte dort einst ein riesiger Felsbrocken ins Tal und teilte sich gerade noch rechtzeitig vor einer Bäuerin. Aus Dankbarkeit für dieses Wunder wurde der Wallfahrtsort Maria Klobenstein mit mehreren Kapellen und einer Einsiedelei errichtet.

Ein paar Meter weiter führt eine 33 Meter lange Seilhängebrücke über die Großache und lässt gewaltige Tiefblicke in das rauschende Wasser zu. Hier beginnt auch der Schmugglerweg, der von Kössen in Tirol nach Schleching in Bayern führt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden hier Kaffee, Zigaretten und auch Käse zwischen Bayern und Tirol geschmuggelt. Na, hier war ja was los früher!

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Kühles Bier statt Babyflasche

Eigentlich wollte ich ja heute Louise ins Bett bringen, aber das kühle Bier, das die Wirtin gerade nebenan im idyllischen Gasthaus Klobenstein serviert, zieht uns magisch an. So darf eben Papa heute Louise in den Schlaf wiegen und wir feiern, erschöpft und glücklich, die erfolgreiche Bezwingung des “Giftzahns”. Sobald die Arme wieder Kraft haben, kommen wir wieder! “Lady Di”, “Camilla” und der “Heckentrail” warten schon auf uns!

Sportklettergebiet Klobenstein.
ca. 100 Routen im 3. bis 10. Schwierigkeitsgrad. Parkplätze am Straßenrand auf Höhe des Gasthaus Klobenstein.

Achtung: nur für Geübte! Macht immer erst einen Kletterkurs und seid gut vertraut mir Eurem Material, bevor Ihr Euch an den Fels wagt!