Wanderweg für Familien und perfektes Trailrunning-Revier in einem!
Trailrun über den Schmugglerweg
Eigentlich ist der Schmugglerweg durch die Klobensteinschlucht mit seinen Aussichtsplattformen, Hängebrücken, der Wallfahrtskirche und natürlich dem Klobenstein das perfekte Ausflugsziel für Familien. Eine spannende Wanderung, garniert mit grandiosen Aus- und Tiefblicken. Aber heute nähern wir uns der Klobensteinschlucht mal anders. Nicht auf anderen Wegen, aber doch in einer anderen Herangehensweise, nämlich joggend und laufend. Auf einem flotten Trailrun geht`s durch die Schlucht. Für die, die sich richtig auspowern wollen, haben wir noch Tipps für eine deutliche Verlängerung der Strecke.
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Übersicht Strecke
1. Variante (kurz):
- Start in Kössen
- Teufelsstiege
- 1. Aussichtsplattform
- 2. Aussichtsplattform
- Hängebrücke Entenlochklamm
- Hängebrücke
- Kneippbecken
- Kössen
2. Variante Schleching:
- Start in Kössen
- Teufelsstiege
- 1. Aussichtsplattform
- Abzweig Schleching
- Rudersburger See
- Schleching
- 2. Aussichtsplattform
- Hängebrücke
- Entenlochklamm
- Hängebrücke
- Kneippbecken
- Kössen
Länge: 6 Kilometer (Variante Schleching: 12,1 km)
Höhenmeter: 157 hm, einfach (Variante Schleching: 285 hm, einfach)
Schwierigkeit: einfach
Zeit: ca. 45 Minuten (Variante Schleching: 1,5 Stunden)
Projekt Schmugglerweg
Heute kaum mehr vorstellbar, aber es ist noch gar nicht so lang her, dass die Grenze zwischen Bayern und Tirol nicht offen war. Was die Bewohner beider Seiten allerdings nicht daran hinderte, untereinander bzw. miteinander zu handeln. Der Schmuggel florierte in den Grenzregionen nicht erst nach dem Ende des 2. Weltkriegs, sondern schon viele hundert Jahre vorher. So wurde vor einigen Jahren das Interreg-Projekt Schmugglerweg zwischen Schleching auf bayerischer Seite und Kössen auf Tiroler Seite initiiert.
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Aussichtsplattform Kössener Schichten
Es entstanden zwei neue Aussichtsplattformen und eine neue Hängebrücke über die Engstelle der Ache, dazu wurden Gletschermühlen freigelegt, die Zeuge der letzten Eiszeit sind, als die Gletscher bis über den Chiemsee hinaus ins Land ragten. Schautafeln erzählen heute nicht nur spannende Geschichten rund um das Schmuggeln in der Region, sondern geben darüber hinaus Auskunft über die Geologie und erzählen Sagen, die sich rund um die Klobensteinschlucht zugetragen haben.
Von Kössen in die Klobensteinschlucht hinein
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Teufelsstiege
Wir starten unseren lockeren Trailrun direkt hinter der Staffenbrücke, die die Großache in Kössen überquert. Sind die ersten paar hundert Meter noch relativ locker, so kommt direkt ein Abschnitt, der die Muskulatur auf volle Betriebstemperatur bringt: Die Teufelsstiege. 69 Stufen sind es, die direkt vom Flussufer bis nach oben auf den Schmugglerweg führen. 69 Stufen, die ziemlich schnell in den Beinen brennen.
Oben angekommen, geht es erstmal relativ entspannt weiter. Ohne viele Höhenmeter zu gewinnen oder zu verlieren, geht es im angenehm schattigen Wald entspannt dahin. Zeit zum Durchatmen, denn schon einen knappen Kilometer später, heißt es rechts abzweigen – es geht ein paar Höhenmeter nach unten – und an der ersten Aussichtsplattform, von der es einen Blick auf die Kössener Schichten gibt, finden wir den perfekten Ort für ein paar Dehnübungen.
Sind die anschließenden Meter im Wald wieder vergleichsweise harmlos, so zieht der Schmugglerweg kurz darauf doch gehörig an. Weiter und weiter entfernen wir uns vom Wasser, das nur noch in weiter Ferne leise vor sich hin zu rauschen scheint.
Zu den Hängebrücken oder doch bis nach Schleching?
Der Schweiß läuft ob des Aufstiegs und der ein oder andere Schnaufer ist zu vernehmen. Aber die Mühe lohnt sich, denn wenige Augenblicke später ist die Aussichtsplattform erreicht, von der sich ein phänomenaler Blick hinüber zum Klobenstein, zur Wallfahrtskirche und tief hinab in die Schlucht bietet.
Wer die längere Variante über Schleching läuft, muss allerdings noch warten. Hier heißt es zunächst weiter auf dem Schmugglerweg bleiben. Bald lockt ein ähnlicher, wenn auch nicht so spektakulärer Ausblick und in sanftem Abwärtslauf geht es vorbei an der Huberalm bis zum Schlechinger Ortsteil Ettenhausen, zuletzt vorbei am Rudersburger See. Auf gleichem Weg geht`s zurück bis auch die, die die lange Variante des Trailruns laufen, die zweite Aussichtsplattform erreicht haben.
Nun folgt ein flotter Downhill, aber nicht direkt bis ans Ufer des Flusses, sondern bis zur neuen Hängebrücke, die in 13 Metern Höhe die Entenlochklamm überspannt. Ein sensationeller Blick nach unten, wo gerade drei Kajakfahrer die Tiroler Ache, so heißt die Großache ab hier mit Übertritt über die bayerisch-tirolerische Grenze, hinab fahren.
Flott geht es nun auf der anderen Seite der Brücke weiter. Die freigelegte Gletschermühle bleibt rechts liegen und schnell ist die alte Hängebrücke erreicht, über die wir einmal mehr die Flussseite wechseln. Auch wenn das Ufer zu einer Pause einlädt: Die mitsamt der Abkühlung muss noch warten. Steil geht es nun bergauf zurück zur Aussichtsplattform. Oben angekommen, hat sich das Laktat schon auf dem Weg gen Muskulatur gemacht, zeigt aber doch noch Gnade.
Zeit für Regeneration
Jetzt können wir es ruhiger angehen lassen und wir genießen den Downhill im Wald, der den Puls wieder etwas senken kann. Am Abzweig zur ersten Plattform laufen wir diesmal vorbei, um ein letztes Highlight auf unserem Trailrun über den Schmugglerweg anzusteuern. Einem letzten Anstieg folgt ein kurzer Abstieg bis zum Kneippbecken.
Schuhe und Socken aus und hinein ins kühle Nass. Das Wasser kommt wenige Meter entfernt direkt aus dem Berg und wie Nadelstiche bohrt es sich in die aufgehitzten Waden. Nadelstiche, die richtig gut tun. So drehen wir im Storchengang zwei kurze Runden in dem natürlichen Kneippbecken und mit erfrischten Beinen geht es auf den letzten Kilometer, auf dem wir locker in Richtung Kössen auslaufen können. Die Teufelsstiege umgehen wir diesmal und kommen nach knapp 45 sportlichen Minuten gut gelaunt am Startpunkt unserer flotten Runde durch die Klobensteinschlucht an.
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Andreas Gruhle, 32. Der Outdoor-Fanatiker ist Wanderer und Bergsteiger aus Leidenschaft und lebt inmitten der Chiemgauer Alpen. Egal wie schwer der Rucksack ist: Die Kameraausrüstung darf nicht fehlen. Seit ein paar Jahren bloggt Andreas auf gipfelfieber.com über das Draußensein und teilt seine liebsten Touren nun auch im Kaiserwinkl-Magazin.