Von Buddha, Brennnesseln und Brotaufstrich
Auf Wildkräuter-Wanderung im Kaiserwinkl
Sophie und Louise, 33 und 4 Jahre, sind als Mutter-Tochter-Gespann fast täglich in der heimischen Bergwelt unterwegs. Über ihre Erlebnisse beim Bergsteigen, Wandern, Klettern und Radeln und berichten sie auf ihrem Instagram-Kanal @alpenbaby
“Das ist doch alles Unkraut, mäh das weg!" Meine Oma war schon immer ziemlich radikal, was die Pflege ihres wunderschönen Gartens betraf. Es blühten wunderschöne Margeriten, dazwischen Sauerampfer und manchmal sogar eine wilde Lilie. Mitten im Garten! Wenn ich Glück hatte, durften die dann doch stehen bleiben, doch der Rest: weg damit! Schade eigentlich. Man liest doch immer, dass man so viel heimische “Unkräuter” essen und verwerten kann. Doch leider reicht mein Wissen kaum über Brennnessel, Löwenzahn und Gänseblümchen hinaus.
Mit der Kreativen Sommerwerkstätte unterwegs
Zum Glück bietet der Kaiserwinkl im Rahmen der “Kreativen Sommerwerkstätte” auch eine Wildkräuter Wanderung an. Diese, so hoffte ich, kann mein Wissen rund um die heimische Natur um ein Vielfaches erweitern. Mein Mann war gleich Feuer und Flamme und unsere Tochter Louise ist sowieso für alles, was draußen stattfindet, sofort zu haben. Sie ist zwar erst zarte 20 Monate alt, aber mit der Natur in allen ihren Facetten kann man ja niemals zu früh in Kontakt kommen.
Geschenke aus dem Universum
An einem sonnigen Mittwochmorgen trifft so eine ganze Reihe neugieriger Besucher an der urigen Almhütte der Käserei Plangger in Durchholzen bei Walchsee ein. Unsere heutige Wildkräuter-Fee Steffi begrüßt uns und lädt uns ein, in der kleinen gemütlichen Holzhütte Platz zu nehmen. “Alles, was wir brauchen, um gesund zu bleiben und uns gut zu ernähren, hat uns das Universum direkt neben unser Haus geschickt”, erklärt Steffi. Man muss nur wissen, wie man die Geschenke des Universums für sich nutzt. Und das haben viele von uns leider verlernt. Oma anscheinend auch.
Klar, wer sein Haus mitten im Herzen des grünen, fruchtbaren Kaiserwinkls stehen hat, der hat natürlich auch bessere Chancen auf einen vollen Kräuterkorb, als manch einer, der inmitten einer Großstadt wohnt. Als Kostprobe serviert uns Steffi direkt einen köstlichen grünen “Smoothie”, in dem Giersch, Brennnessel, Äpfel, Löwenzahn und viele weitere Schätze versteckt sind. Louise findet es zwar spannender, ihre kleinen Finger in die grüne Flüssigkeit zu stecken, aber uns schmeckt er trotzdem hervorragend.
Von Kindern und Kräuterfeen
Nun sind wir gespannt darauf, zu sehen, was wir selbst in den Wiesen um das Haus alles finden können. So statten wir uns aus mit Körbchen und Kräuterführer und machen uns auf zu einem kleinen Spaziergang inmitten saftiger Almwiesen am Fuße des Zahmen Kaisers. Die Wolken heben sich gerade über die Berggipfel und tauchen die grünen Sommerwiesen in ein unwirkliches Licht. Louise darf auf Papas Schultern reiten und kommentiert das Schauspiel mit einem lauten “Da!Da!”.
Steffi, unsere Kräuterfee, erklärt uns geduldig die verschiedenen Kräuter, die wir direkt am Wegesrand finden können und mischt sie mit launigen Anekdoten aus der Welt der Kräuter. Vogelmiere, Giersch, Spitzwegerich, Frauenmantel, Schafgarbe. Alles schonmal gehört, ja. Aber nun muss ich mich echt konzentrieren, mir die verschiedenen Namen und ihre Wirkung zu merken. Louise sitzt verträumt neben mir inmitten der wunderschönen Almwiese und zupft alles, was sie finden kann ab und legt es in ihr Körbchen. Na, Louise, du bist dann heute zuständig für die “Wildkräuter-Mischung”.
Wir Erwachsenen (und größeren Kinder) bekommen hingegen den Auftrag, eine bestimmte Kräuterart zu sammeln, sodass wir später von jedem Kraut genügend beisammen haben. So mache ich mich auf, die frischesten Brennnesseln zu ernten, während mein Mann noch mit der Unterscheidung des Giersch von all dem anderen Grün kämpft.
Buddha und der Topfenaufstrich
Zurück an der Almhütte wartet die nächste Überraschung: wir dürfen unsere Kräuter nun noch selbst verarbeiten und einen leckeren Aufstrich herstellen, den wir anschließend alle gemeinsam verkosten. So machen wir uns fleißig ans Werk, sortieren, ordnen und schnibbeln an dem großen Holztisch, während Steffi schon die ersten Kräuter unter den frischen Topfen hebt. Noch ein paar Blüten der Kapuzinerkresse vor dem Haus als Deko obendrauf, und schon dürfen wir Platz nehmen an der Tafel in der “guten Stube” nebenan. Es gibt frisches Brot, Gurken, selbstgemachte Kräuterlimonade, hausgemachte Kräutersalze, und natürlich unseren frischen Aufstrich. Ein Gedicht!
Sogar Louise drängt sich an den Tisch und verlangt nach immer mehr und mehr “Budda!”. Buddha? Wo kommt der denn jetzt her? Keine Sorge, Buddha ist uns heute nicht erschienen. Louise meint ihre heiß geliebte Butter - diesmal als Synonym für den Kräutertopfen. An Aussprache und Wortschatz hapert es noch etwas, aber “Kräutertopfen” ist ja auch eher was für fortgeschrittene Sprecher und nicht für kleine Kräuterfeen.
Zum Abschied dürfen wir uns noch ein kleines Gläschen Brennnesselpesto abfüllen, das Steffi aus meinen selbst gesammelten Brennnesseln hergestellt hat. Das ist so gut, dass Louise es schon auf dem Heimweg verspeist. Einfach so, mit dem Finger. Jetzt müssen wir nur noch Oma davon überzeugen, dass wir ihr Unkraut in Zukunft zu Pesto und Tee verarbeiten dürfen. Na, die wird Augen machen!
Kreative Sommerwerkstätte.
Das Kinder- und Familienprogramm im Kaiserwinkl. Von Ende Juni bis September finden jeden Tag verschiedene spannende Programmpunkte unter professioneller Leitung für Kinder jeden Alters statt.
Anmeldung und Programm online, oder in den Tourist-Info-Büros. 12€ p.P., 50% Rabatt mit der Kaiserwinkl-Card.