Von Kössen zur Klausenbergalm
Schmugglers Paradise?
Andreas Gruhle, 32. Der Outdoor-Fanatiker ist Wanderer und Bergsteiger aus Leidenschaft und lebt inmitten der Chiemgauer Alpen. Egal wie schwer der Rucksack ist: Die Kameraausrüstung darf nicht fehlen. Seit ein paar Jahren bloggt Andreas auf gipfelfieber.com über das Draußensein und teilt seine liebsten Touren nun auch im Kaiserwinkl-Magazin.
Die Wanderung von Kössen bis zur Klausenbergalm eignet sich besonders gut, um das neue Wanderjahr einzuläuten. Auf deutscher Seite wartet zum Schluss noch ein echtes Highlight.
Was für ein komischer Frühling. Während Mitte Februar der Winter schon offiziell angezählt war und sich selbst in den höheren Lagen große Lücken in den Schneefelder offenbarten, mancherorts im Tal sogar schon die Grillsaison eingeweiht wurde, so schlug er doch zurück. Der gefürchtete Frinter (Frühling und Winter).
Nachdem für Alpenländler und Bergbewohner gleichermaßen ein erneuter Wintereinbruch im Frühling wahrlich keine Seltenheit und beinahe so sicher wie das Amen in der Kirche ist, so war es im heurigen Frühling doch irgendwie anders.
Ende Februar waren schon schneefreie Bergtouren inklusive Sonnenbaden am Gipfel möglich. Mitte März sah das ganz schnell wieder anders aus. Dichte Flocken stürzten sich vom Himmel und umhüllten tagelang Berge und Täler, die sich bei der ersten Rückkehr der Sonne in einem winterlichen Antlitz zeigten wie man es zu Weihnachten gern hätte. Nachdem der Winterzauber nach ein paar Tagen wieder vorbei war und der Frühling doch die Vorherrschaft übernehmen sollte, kam der Winter doch noch einmal zurück. Und so ging es bis nach Ostern im munteren Wechselspiel hin und her: Winter 3.0, Frühling 2.0, Winter 3.1, Frühling 2.1.
Gerade diese wechselhaften Bedingungen machen eine Tour- und Wanderplanung sehr schwierig. Dass das doch nicht unmöglich ist, zeigt die einfache Tour von Kössen auf die Klausenbergalm, die nicht nur im Sommer lohnenswert, sondern ganzjährig eine tolle und vor allem abwechslungsreiche Wanderung für die ganze Familie ist.
Start in Kössen Loferberg
Wir starten unsere Tour unmittelbar am Eingang des Hagertals kurz vor den Toren von Kössen und dem Ortsteil Loferberg (gleichnamige ÖPNV-Haltestelle). Etwa 300 Meter folgen wir von der Haltestelle dem Straßenverlauf gen Hagertal und Kirchdorf in Tirol, biegen dann aber sogleich links auf einen Forstweg ab, der sanft ansteigt.
Im herrlichen Bergwald steigen wir langsam auf und an der ersten großen Abzweigung halten wir uns rechts und folgen dem Wegverlauf in Richtung der bereits ausgeschriebenen „Klausenbergalm“.
Schmugglers Paradise
Hin und wieder finden sich Hinweise, dass der Weg ein alter Schmugglerpfad ist, der aber nicht mit dem Schmugglerweg durch die Klobensteinschlucht von Kössen hinüber ins deutsche Schleching verwechselt werden darf. Schmugglerpfad hier. Schmugglerweg da. Kössen - das Königreich der Schmuggler. Zumindest macht es den Anschein.
Begibt man sich auf die Suche nach den Gründen, warum Kössen das Schmugglerparadies schlechthin gewesen zu sein scheint, genügt beinahe schon ein Blick auf die Karte. Die exponierte Grenzlage zu gleich zwei verschiedenen Orten auf deutscher Seite reicht beinahe schon, um Kössen als Schmugglers Paradise zu deklarieren. Hinzu kommen die unwirtlichen Berge, die Kössen beinahe rundherum einschließen. Die machten es für die Schmuggler einfacher und so waren die den Autoritäten immer wenigstens einen Schritt voraus. Wurden die auf einen Pfad aufmerksam, so wurde schnell ein anderer Pfad gefunden, der an den wachsamen Augen von Zoll und Polizei vorbeiführte.
Auf der Klausenbergalm
Unser Weg in Richtung der Klausenbergalm ist dagegen einfacher und neu finden müssen wir ihn schon gleich gar nicht. Stattdessen folgen wir dem breiten Forstweg, der südlich um den Loferberg führt und es dauert gar nicht lang bis sich vor uns die Klausenbergalm öffnet.
Herrlich liegt die Almhütte vor uns auf der freien Fläche zwischen Bruthennkopf und Klausenberg. Ein schmales Rinnsal dümpelt vor der Hütte malerisch durch das Tal. Mehr Idylle ist kaum vorstellbar. An der Klausenberghütte angekommen, machen wir es uns auf der Terrasse bequem, genießen die warme Frühlingssonne, die dem Winter nun hoffentlich endgültig den Garaus macht.
Am Klausenbach entlang
Nach einer ausgiebigen Pause wandern wir weiter und bald darauf versperrt ein großes Schild mit der Aufschrift „Staatsgrenze“ den Weg. Während die Schmuggler sich davon nicht abhalten ließen, ist das heute doch anders, zu allgegenwärtig sind die Grenzschließungen während der Coronakrise.
Sind die Grenzen allerdings wieder offen, lohnt der Weiterweg in Richtung Reit im Winkl. Am schmalen Klausenbach entlang wandern wir weiter, passieren bald die deutsche Klausenbergalm und langsam aber sicher schwillt das ehemals kleine Rinnsal neben dem Weg beträchtlich an. Aus dem Plätschern wird ein Rauschen. Aus dem Rauschen bald schon ein Donnern. Der schmelzende Schnee in den höheren Lagen trägt ordentlich dazu bei.
Durch die Klausenbachklamm
Wir folgen dem Forstweg und kurz nachdem sich das Wasser regelrecht hinabstürzt, führt ein Abzweig nach links hinab in die Klausenbachklamm. Unten angekommen, stehen wir Auge in Auge mit einem Wasserfall. Direkt oberhalb des Bachs erreichen wir bald eine kleine Brücke, unter der sich der Klausenbach in einem Wasserfall hinabstürzt. Holztreppen führen uns nun noch tiefer in die eigentliche Klamm hinab, so dass wir nun direkt über den wilden Fluten wandern. Lang währt dieser besonders eindrucksvolle Teil der Wanderung aber nicht und über Treppen verlassen wir die kleine Schlucht. Wenige Minuten später erreichen wir Reit im Winkl und den Ortsteil Blindau, das damalige Zwischenziel etlicher Schmuggler.
Zurück nach Kössen
Den Rückweg nach Kössen treten wir etwas komfortabler an als jeder Schmuggler. Im Linienbus, der zwischen Deutschland und Österreich verkehrt, gelangen wir schnell zurück zu unserem Ausgangspunkt in Kössen.
Fazit
Auf den Spuren der Kössener Schmuggler ist die Wanderung zur Klausenbergalm unschwierig und für Familien besonders gut geeignet. Zum Ende wartet mit der Klausenbachklamm bei Reit im Winkl noch ein echtes Highlight für Groß und Klein.