Ein einzigartiges Konzept
Wellness am Bauernhof


Gemütlich schlängelt sich die schmale Straße zum Hof von Leonhard den Berg hinauf. Dort angekommen erwartet einen viel Grün, viel Landschaft, viel Natur und Tiere. Tiere, die auf keinem Bauernhof fehlen sollten: Kühe, Pferde, Schweine, Ziegen, Hühner und Hasen. Perfekt für Kinder, die sich für das Leben am Bauernhof begeistern. Doch auch an die Eltern oder an Paare ohne Kinder hat die Familie Ballsberger gedacht.
Im Interview berichtet uns Leonhard Ballsberger, wie er das »Feriengut Unterhochstätt« mit seiner Familie führt und wie er seinen Gästen Wellness der besonderen Art bietet.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen Wellnessbauernhof zu eröffnen?
Unser Bauernhof ist ein Familienbetrieb, ursprünglich haben wir vor allem Milchkühe gehalten. Doch bereits in den 60er-Jahren hat meine Mutter initiiert, dass 10 Zimmer in Gästezimmer umgebaut wurden. Ich habe den Hof dann in den 90er-Jahren übernommen. Bald sind meine Frau und ich vor der Entscheidung gestanden: Investieren wir in Landwirtschaft oder geben wir sie auf. Wir haben uns dafür entschieden, auf Mutterkuhhaltung umzustellen und uns auf die Gäste zu konzentrieren. Unsere Vision war und ist unseren Gästen eine »Bauernhofidylle mit Hotelkomfort« zu bieten.
Wie habt ihr eure Vision umgesetzt?
Wir bieten unseren Gästen, was man klassisch unter »Urlaub am Bauernhof« versteht: Die Kinder haben bei uns die Freiheit sich frei zu bewegen und sich am Spielplatz auszutoben. Sie können mit uns in den Stall gehen, die Tiere füttern und streicheln, sie auf die Weide bringen oder Reitstunden nehmen. Doch während sonst meist am Bauernhof nur Apartments geboten werden, gibt es bei uns den Komfort einer Halbpension und einen großzügigen Wellnessbereich mit Infinitypool und Saunalandschaft sowie einen großen Fitness- und Sportbereich. Auch Kosmetik-Anwendungen oder Massagen können bei uns gebucht werden.

Das klingt nach einem tollen Angebot für Familien. Aber ist es für euch nicht manchmal anstrengend, wenn ihr die Kinder bei der Stallarbeit dabei habt?
Natürlich dauert das Füttern dann viel länger. Alleine wäre ich in 20 Minuten fertig, so dauert es eine gute Stunde. Aber die Begeisterung der Kinder ist unbezahlbar. Es sind viele Kinder dabei, die keinen Tag im Urlaub auslassen, die stolz sind, wenn sie mutig genug sind, die Schweine vor dem Füttern auszusperren und die sich über jedes Ei, das sie im Hühnerstall finden freuen.

Apropos Eier. Verarbeitet ihr eure eigenen Produkte dann für die Halbpension?
Selbstverständlich. Alle Produkte, die wir hier am Hof erzeugen, werden auch hier verarbeitet. Das Schweine- und Rindfleisch und natürlich auch Speck und Wurst auf den Tellern unserer Gäste sind größtenteils von unserem Hof. Auch unsere Eier verwenden wir in der Küche, allerdings müssen wir hier zukaufen – so viele Hühner haben wir nicht. Unser Bauernhof ist ein Bio-Bauernhof, das ist uns wichtig und die Qualität schmeckt man auch.
Achtet ihr beim Zukauf von Produkten auf Regionalität?
Natürlich, Regionalität ist uns wichtig. Wir bekommen zum Beispiel die Eier regional, Butter und Käse von der örtlichen Sennerei, den Fisch von heimischen Züchtern und das Wild vom Jäger ums Eck. Aber in unserem Segment ist es nicht möglich, alles regional zu beziehen. Unsere Gäste bekommen zum Beispiel jeden Tag einen frischen Obstsalat, das geht einfach nicht regional – vor allem nicht im Winter. Wir gehen hier einen guten Mittelweg, der für uns und unsere Gäste gut passt. Die Gäste haben ja auch gewisse Ansprüche, die erfüllt werden müssen.
Welche Pläne habt ihr, um die Erwartung eurer Gäste auch in Zukunft zu befriedigen?
Wir haben unseren Wellness-Bereich stark ausgebaut, um neue Gästeschichten anzusprechen und die Nachfrage in der Nebensaison zu erhöhen, also die Saison zu verlängern. Während wir in der Ferienzeit auf Familien setzen, wollen wir zu diesen Zeiten vor allem Paare ansprechen. Grundsätzlich achten wir darauf, dass auch die Erwachsenen ihre Ruhe genießen können – so sind die Bio-, die Panorama- und die Infrarotsauna sowie das Dampfbad und der Fitness- und Sportbereich erst ab 16 Jahren. Dafür dürfen in die Textilsauna und den Pool auch die Kinder.
Eine andere Idee, an der wir gerade arbeiten, ist ein Tagescafé. Leider haben hier im Ort einige Gastrobetriebe zugesperrt und dem wollen wir entgegenwirken. In unserem Tagescafé wollen wir tagsüber herzhafte Kleinigkeiten und Mehlspeisen anbieten und das sieben Tage die Woche von Mai bis Oktober und von Weihnachten bis Ostern. Davon sollen nicht nur unsere Gäste profitieren, sondern das Café ist offen für alle.
Neben den Vorteilen bei euch, worin siehst du die Vorteile der Region?
So schlimm es klingt, aber in der Sommersaison spielt der Klimawandel unserer Region in die Hand. Es gibt immer mehr Sonnentage, dennoch ist die Hitze bei uns erträglich. Die Landschaft des Kaiserwinkls mit den breiten Talböden, dem Walchsee, den sanften Bergen Richtung Norden und dem Kaiser Richtung Süden ist schon etwas ganz Besonderes. Daraus ergeben sich sehr viele Freizeitmöglichkeiten: Wandern, biken, baden und vieles mehr.
Im Winter sieht es etwas anders aus: Einst war der Kaiserwinkl eine sehr schneesichere Region mittlerweile häufen sich aber die schneearmen Winter. Während das Skifahren dank Beschneiung meistens sehr gut möglich ist, so gibt es beim Langlaufen oft Einschränkungen. Hier hilft natürlich ein gutes Wellnessangebot und es muss uns gelingen Angebote aus dem Sommer in den Winter zu transportieren. Zum Beispiel hat über den letzten Jahreswechsel kurzentschlossen der Golfplatz in Walchsee geöffnet. Wir werden zum Beispiel auch im Winter das Reiten anbieten und wenn die geführte Schneeschuhwanderung wegen Schneemangel nicht stattfinden kann, dann wird eben eine geführte Wanderung daraus. Es bleibt zu hoffen, dass dann auch der zukünftige Wintergast im Kaiserwinkl entsprechend flexibel ist. Eine Herausforderung wird der Winter in Zukunft auf jeden Fall, denn egal ob Wintersportler, Ruhesuchender oder Wellnessgast, wer im Winter in die Berge fährt, hat die Sehnsucht nach tief verschneiten Wiesen und Wäldern.

Wir haben vorher gesprochen, dass ihr ein Familienbetrieb seid. Wer arbeitet aller im Betrieb mit?
Meine Frau hat damals, wie wir beschlossen haben, voll auf Tourismus zu setzen, ihren Beruf als Lehrerin aufgegeben. Sie ist verantwortlich für das Personal, die Küche und die Dekoration. Auch unser Sohn, Johannes (25) und seine Freundin Lena (20) arbeiten im Betrieb mit. Unsere Tochter Emma ist 16 Jahre alt, besucht gerade die Tourismusschule und hat ebenfalls die Absicht im Betrieb einzusteigen bzw. hilft schon kräftig mit. Da wir eine GmbH sind gibt es viele Möglichkeiten, den Betrieb eines Tages an unsere Kinder zu übergeben. Mit 66 Betten und bis zu 100 Gästen (inkl. Kindern) gibt es auf jeden Fall genügend Arbeit für alle. Wir beschäftigen ja auch – je nach Saison – zwischen 16 und 18 Mitarbeiter.
Stichwort Mitarbeiter. Zurzeit ist es ja in der Gastronomie und Hotellerie sehr schwierig, Mitarbeiter zu finden. Wie geht es euch damit?
Mit den Mitarbeitern steht und fällt natürlich der Erfolg. Wir haben hier großes Glück, die meisten unserer Mitarbeiter sind schon sehr lange bei uns, teilweise von Anfang an, viele davon sind aus der Region. Ich denke wenn Arbeitsklima und Bezahlung passen, dann findet man auch in Zukunft neue Mitarbeiter.

Caroline Fellinger, 41. Ist sie beruflich als Geschäftsführerin einer Kreativagentur viel in der virtuellen Welt unterwegs, genießt sie in ihrer Freizeit lieber die Natur – gleich, ob Berge, Flüsse, Seen und Wälder – Hauptsache, draußen. Beim Wandern, schwimmen, Kajak und Kanufahren im Sommer, Snowboarden und Skifahren im Winter ist sie immer auf der Suche nach Neuem.