Kajaktour im Kaiserwinkl
Von Kössen bis nach Marquartstein
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Caroline Fellinger, 41. Ist sie beruflich als Geschäftsführerin einer Kreativagentur viel in der virtuellen Welt unterwegs, genießt sie in ihrer Freizeit lieber die Natur – gleich, ob Berge, Flüsse, Seen und Wälder – Hauptsache, draußen. Beim Wandern, schwimmen, Kajak und Kanufahren im Sommer, Snowboarden und Skifahren im Winter ist sie immer auf der Suche nach Neuem.
Mein Element ist das Wasser. Sobald ich irgendwo Wasser rauschen höre, fühle ich mich wohl und angekommen. Schon als Kind war ich stundenlang mehr unter, als über Wasser. Mich beeindruckt seine Kraft, seine Stärke und seine Schönheit. Meine Faszination für Wasser habe ich wahrscheinlich auch meinen Eltern zu verdanken, die mich als Kind im Faltboot über zahlreiche Seen geschippert haben.
Später habe ich dann gemeinsam mit meiner Familie oder Freunden viele Flüsse mit dem Kajak erkundet. Mit meiner eigenen Familie bin ich auf das Kanu fahren umgestiegen, weil es doch wesentlich gemütlicher ist. In letzter Zeit hat mich das Kajak fahren wieder sehr gereizt und daher habe ich meinen Papa gefragt, ob er mit mir die Tiroler Ache paddelt. Der war sofort hellauf begeistert und mit von der Partie.
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Von Flusskarten und Wasserstand
Gute Vorbereitung ist beim Kajak fahren sehr wichtig, schließlich muss man ganz genau wissen, worauf man sich einlässt. Also haben wir die Flusskarte ausgepackt und geschaut, welchen Streckenabschnitt wir fahren können, ohne das wir Wehren oder schwere Stellen umtragen müssen.
Der Streckenabschnitt von Kössen bis Marquartstein schien uns perfekt und auch der Schwierigkeitsgrad mit I-I+ für die erste Fahrt ideal. Trotzdem habe ich zur Sicherheit noch bei »Sport und Natur« in Kössen angerufen, die Raftingtouren durch die Entenlochklamm anbieten, und mich nach dem Wasserstand erkundigt. Ein Niedrig- oder Hochwasserstand kann den Charakter eines Flusses nämlich vollkommen verändern. Der Mann am Telefon war sehr nett und hat mir neben dem Wasserstand auch noch die ideale Einstiegsstelle verraten.
Ab ins kühle Nass
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Ich genieße die ersten Meter und warte darauf, dass mein Papa mich einholt. Die Bergkulisse ist traumhaft und wir fahren langsam und quatschend den Fluss entlang durch Kössen. Ich bin froh, dass der Fluss hier noch ruhig ist und ich so wieder gut ins Paddeln komme. So ein Kajak ist ja auch viel wackeliger als ein Kanu. Aber das macht nichts, anscheinend ist Kajak fahren wie Rad fahren – man verlernt es nicht.
Durch die Entenlochklamm
Nachdem wir Kössen hinter uns gelassen haben, kommen wir in die Entenlochklamm. Hier wird die Ache schmäler und sie schlängelt sich in engen Kurven um die hohen Felsen herum. Die Landschaft hier ist einfach bezaubernd. Ich liebe diese Perspektive aus dem Wasser, nirgends kann man die Schönheit der Natur unberührter und unmittelbarer erleben. Man kommt zu Stellen und Sandbänken, die man vom Land aus niemals erreichen würde. Immer wieder blicke ich die hohen Felswände hinauf und bin beeindruckt, wie schroff sie hier aus dem Wasser ragen. Auch das satte Grün der Bäume zieht mich magisch an.
Schon ist die erste Hängebrücke in Sicht, oben steht eine Familie und winkt uns. Wir winken zurück und paddeln unten durch. Der Fluss ist hier um einiges wilder, bei den vielen Schwällen und Pilzen spritzt das kalte Wasser nur so an mir hoch. Es ist herrlich! Ich merke, dass ich genau dieses Gefühl beim Kanu fahren vermisst habe. Ich bin voller Adrenalin.
Einmal aussteigen bitte
Auch die Kehrwasserlinien sind zum Teil ganz schön scharf. Wäre mein Bruder jetzt dabei, würde er von Kehrwasser zu Kehrwasser fahren. Ich probiere es nur manchmal. Ansonsten fahre ich gemütlich hinter meinem Papa her, der wie immer schön der Flusslinie nachfährt. Doch plötzlich ist er weg, gekentert. Er schwimmt seinem Boot nach, ich beeile ich mich, ihm zu helfen. Aber ganz erfolgreich bin ich dabei nicht. Er ist gleich am Ufer und versteht überhaupt, wie das jetzt passiert ist. Zum Glück ist nichts passiert, wir leeren sein Boot aus und machen noch ein Selfie.
In der kurzen Pause bewundere ich die Flusskiesel. Sie sind hier ganz bunt – rosa, grün, gelb, schwarz, grau. Wir trinken noch einen Schluck Wasser und nehmen die Fahrt wieder auf. Die Entenlochklamm haben wir schon hinter uns gelassen und so wird auch die Ache wieder ruhiger, die Landschaft um uns herum ist immer noch wunderschön. Immer wieder drehe ich mich mit dem Kajak im Kreis, um einen Blick zurück in den Kaiserwinkl zu werfen.
Nach etwa 1,5 Stunden sind wir bei unserer Ausstiegsstelle und haben eigentlich noch nicht genug. Wir überlegen noch einmal durch die Schlucht zu paddeln, denn es gibt auch noch eine zweite Ausstiegsstelle weiter oben. Doch nachdem wir das Auto geholt und die Boote am Dach haben, fängt es zu regnen an und wir beschließen, lieber gemütlich zum Wirten zu gehen und uns zu stärken.
Fazit
Die Strecke ist einfach traumhaft, nicht zu schwierig und dennoch sehr abwechslungsreich. In der Entenlochklamm und auch danach laden viele Sandbänke zum Verweilen und Baden ein. Die Tiroler Ache hat eine gute Fließgeschwindigkeit, wodurch man auch mit Wildwasserkajaks gut vorankommt. Wir kommen auf alle Fälle wieder!