Mit e-Bike, Kind und Kühltasche unterwegs auf der Käseradrunde
Alles Käse!
Jeder, der hier im Kaiserwinkl daheim ist, wird mit der Zeit ganz automatisch zum Käse-Liebhaber.
In jedem Ort, auf jeder Alm, wartet hausgemachter Käse aus bester Milch auf seine Verkostung. Die Milch kommt dabei von offensichtlich ziemlich glücklichen Kühen: Mit der Aussicht, bei der die hier ihr frisches Gras verspeisen dürfen, da wäre ich auch gerne Kuh!
Seit Neustem gibt es im Kaiserwinkl deswegen auch eine Käseradrunde.
Ein idyllischer Radweg führt dabei über gemütliche 37 Kilometer und 370 Höhenmeter durch die vier Kaiserwinkl - Orte Rettenschöss, Walchsee, Kössen und Schwendt, wobei wir an mindestens drei Sennereien vorbeikommen.
Wem das nicht genug ist, der kann als Zuckerl noch ein paar extra-Höhenmeter radeln: verschiedene Mountainbike-Anschlüsse führen vom Hauptweg weg auf die höher gelegenen Almkäsereien, wo noch mehr Leckereien aus Milch auf uns warten.
Familienausflug mit dem Fahrrad
Es ist ein sonniger Tag im August und wir beschließen, heute mal als Familie einen Ausflug über die Käseradrunde zu starten.
Seitdem in Walchsee die Bio-Sennerei Walchsee eröffnet hat, radelt mein Mann ohnehin einmal die Woche mit Kühlrucksack bepackt hinauf zur Käserei, um uns (und die Nachbarn) mit frischem Walchseer Bio Käse, Milch, Joghurt und Brot zu versorgen.
Manchmal hat er auch noch eine Überraschung für unsere fast dreijährige Tochter Louise im Gepäck. Ihr größtes Geschenk momentan: Schüttelbrot. Machbar, zum Glück.
Wir beginnen unsere Tour heute in Rettenschöss, am westlichsten Punkt der Runde. Wir sind nämlich klimaneutral mit dem Fahrrad von zuhause aus angereist und steigen deswegen auch so schnell wie möglich in die Runde ein.
Louise fährt bei mir am eBike mit und mein Mann ist ohne „e“, aber dennoch blitzschnell mit seinem Cross-Bike unterwegs. So kommen wir heute alle auf ihre Kosten.
Louise liebt es mit uns zu radeln und redet und singt ohne Unterlass auf ihrem eigenen Fahrradsattel, der vor mir am Oberrohr montiert ist.
Hier in Rettenschöss könnten wir auch sofort den ersten Mountainbike-Anschluss hinauf zur Almkäserei Burgeralm wahrnehmen, aber die besuchen wir lieber demnächst mal wieder zu Fuß. Wir haben ja ohnehin noch viel vor heute!
Unsere Tour führt uns am Fuße des Zahmen Kaisers durch das Moorgebiet Schwemm in östliche Richtung. Ein breiter Radweg schlängelt sich hier durch die sattgrünen Wiesen, Libellen schwirren umher und wir fühlen uns schon jetzt wie im Urlaub.
Vorbei am Moorturm und am Golfplatz erspähen wir schon bald den Walchsee. Hier fahren wir kurz am See entlang auf der Straße, bis wir kurz hinterm See wieder links in einen Radweg einbiegen können. Es geht zwar nur ein paar Höhenmeter bergauf, dennoch fühlen wir uns kurz darauf wie auf unserer eigenen Hochalm. Ruhig ist’s hier oben. Nichts ausser dem Radweg, ein paar Bauernhöfen und dem traumhaften Blick zum Zahmen Kaiser schräg hinter und und dem Kössener Unterberg vor uns.
Wir halten kurz an, um die Aussicht zu genießen und am liebsten würde ich all die Farben in mich aufsaugen.
Luftballon-Männer im Sommerhimmel
„Da! Da! Luftballon-Männer!“ ruft Louise auch bald aufgeregt.
Die „Luftballon-Männer“ sind die vielen,vielen Gleitschirm-Flieger die mit ihren bunten Schirmen heute vom Unterberg ins Tal schweben. Keine Frage, dass wir später am Landeplatz in Kössen eine Pause einlegen müssen, damit Louise die Luftballon-Männer aus nächste Nähe begutachten kann. In Kössen überqueren wir die türkisblaue Großache und steuern dann schnurstracks auf die Sennerei Kössen zu, wo wir unseren ersten Bergkäse des Tages besorgen dürfen.
In der Bäckerei im Ort gibt’s noch Brot und Käse dazu - schon sind wir bereit fürs Picknick mit Luftballon-Mann-Blick am Fuße des Unterbergs.
Frisch gestärkt radeln wir nun weiter in südliche Richtung nach Schwendt.
Der Weg bleibt so traumhaft, wie er bisher war. Die komplette Zeit über bewegen wir uns auf ausgewiesenen Radwegen fernab vom Straßenverkehr, passieren kleine Waldstücke und weite Wiesen und treffen ausser Kühen und anderen Radfahrern fast niemanden.
Die schroffen Spitzen des Wilden Kaisers schieben sich schon bald in unser Blickfeld und mein Mann und ich schauen nun kaum noch auf den Weg vor lauter Fachsimpelei, welcher der vielen grauen Zacken nun welchen Namen trägt. Eigentlich völlig irrelevant, so ist es doch ein großes Hobby aller Bergfexen, stundenlang über Gipfelnamen zu diskutieren.
Ein Käseautomat mit Kaiser-Panorama
Nun steht aber bald die nächste Entscheidung an: Butter- oder Bergkäse?
Wir sind nämlich in Schwendt angelangt und damit auch bei der Sennerei Danzl mitten im Ortskern von Schwendt. Die hat leider schon geschlossen und somit bedienen wir uns am großzügig bestückten Käse-Automaten. Louise hat eine riesen Gaudi dabei, Münzen in den Schlitz zu stecken und dann Käse dafür zu bekommen.
Ist ja auch eine Zauberei, solch eine Maschine!
Von Fischkäse und den Tücken der deutschen Sprache
Wir radeln weiter Richtung Süden, bis wir zu den Fischteichen hinter Schwendt gelangen.
„Schau mal Louise, ganz viele Fische!“
„Ja, braucht man für Käse“ antwortet sie.
Hä? Fische? Für Käse?
„Klar, FISCHKÄSE, Mama! Dafür braucht’s Fische.“
Oha, die Tücken der deutschen Sprache. Jetzt denkt Louise nun ernsthaft seit fast drei Jahren, Käse sei aus Fischen gemacht, weil sie immer FRischkäse aufs Brot bekommt?
Wir erklären ihr nochmal ganz en detail wie das so läuft mit den Kühen und der Milch und dem Käse und dem Joghurt, aber sie lässt sich nicht davon abbringen. Käse wird aus Fisch gemacht.
Okay. Dann gibts zur Stärkung eben ein wenig Fischkäse mit Breze und Kaiserblick am südlichsten Punkt unserer Runde.
Im Radlparadies
Unser Weg führt weiter über traumhafte Almwiesen und wunderschöne Radwege. Immer wieder sind wir erstaunt, dass wir all diese Wege bisher nicht kannten, obwohl sie einfach so schön sind! Durchgängig geteert, nichts los und traumhaft schön. Ein wahres Paradies für alle Radler!
Über den Bichlachweg sausen wir gemütlich dahin, singen Lieder, die wir uns während des Singens ausdenken und grüßen jede Kuh, die sich neugierig nach uns umdreht.
Ehe wir uns versehen, kommt schon wieder der Walchsee in unser Blickfeld. Wir nähern uns ihm von Südosten aus, da wir ihn nun noch auf der Südseite umfahren wollen. Der Biergarten am See ist prall gefüllt, weiße Boote schaukeln gemütlich über die kleinen Wellen, die ein Wasserski-Boot hinter sich herzieht, bunte Luftmatratzen machen das Bild komplett. Sommeridylle pur.
An einem kleinen Badestrand legen auch wir eine Pause ein, tauschen schnell unsere Radklamotten gegen Badeanzug, pusten Louise die mitgebrachten Schwimmflügel auf und PLATSCH! sind wir auch schon drin im kühlen Nass.
Was gibt es auch Schöneres als einen Sprung ins kühle Nass nach einer Radltour?
Die Biokäserei Walchsee
Gut erholt und pitschnass machen wir uns auf zu unserer letzten Etappe des Tages:
ab zur Biokäserei Walchsee.
Bereits seit 1904 wird die Biokäserei genossenschaftlich betrieben, seit 2020 ist sie in einem wunderschönen Neubau inklusive Bistro am Fuße des Zahmen Kaiser untergebracht.
Dort erwarten uns neben allerlei Käsespezialitäten auch frische Milch, die wir in unsere eigens mitgebrachte Glasflasche abfüllen, sowie Joghurt, Topfen, Brot, frische Knödel und weitere Spezialitäten aus der Region. Natürlich alles in bester Bio-Qualität.
Die Milch kommt direkt aus der Region, von den besagten glücklichen Kühen, die direkt hinter uns auf der Weide stehen und genüsslich ihre Almkräuter verspeisen.
Naja, und manchmal vielleicht auch ein paar Fische… für den Fischkäse, ihr wisst schon.
Käseradrunde: wunderschöne Radrunde durch Rettenschöss, Walchsee (Biokäserei Walchsee), Kössen (Sennerei Kössen) und Schwendt (Sennerei Danzl) mit verschiedenen MTB-Anschlüssen zu den Almkäsereien Burgeralm, Stubenalm & Feldalm.
37km, 370 Höhenmeter. ca. 2,5 Stunden. Größtenteils asphaltierte Radwege.
Schwemmrunde: 6,5 Kilometer, 50 Höhenmeter. Start/Ziel: Walchsee. Durchgehend asphaltiert mit kurzen Schotter-Passagen (können umgangen werden).
Dauer Jogging: 45 Minuten. Dauer Wanderung: 1,5 Stunden.