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#wow_kaiserwinkl

Wenn der Herbst den Sommer küsst

Wanderung zur Feldalm und Schwarzenbachalm

Uli Kaiser

Uli Kaiser

Uli Kaiser, 51, freier Journalist für Sport, Wirtschaft und Kultur, hat in seinem Leben zahlreiche Leistungssportler hautnah begleitet. Er genießt das Leben in der Natur und saugt jede kleine Nuance auf. Schwimmen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking gehören zu seinen sportlichen Betätigungsfeldern. Ansonsten macht er sein Hobby zum Beruf. Er genießt Regionen zu entdecken und zu beschreiben, wie Menschen leben und welche Gedanken sie haben.

Es ist der letzte Tag des Jahres, an dem die idyllisch gelegene Feldalm noch offen hat. „Draußen wird es einfach zu frisch“, sagt die Sennerin. Wir machen auf dem herrlichen Gelände, das knapp über 1000 Meter liegt, Rast und spüren sogleich, was die Wirtin meint. Ums Eck des herrlich restaurierten zentralen Gebäudes weht schon ein sehr frischer Wind. Als wir entlang des Walchsees losmarschiert sind, hob sich gerade der Schleier des Nebels und die Sonne saugte die Feuchtigkeit langsam auf. Es war warm genug für ein T-Shirt. Oben auf der Alm wärmen uns die mitgeführten Jacken. Der Herbst legt seine sanfte, ruhige Hand über das Land. Die Geschäftigkeit des Sommers weicht der langsam um sich greifenden Ruhe des Herbstes. Das Sonnenlicht blinzelt schon etwas später über die Gipfels des Kaiserwinkl und versteckt sich immer früher hinter jenen.

Wir atmen die frische Bergluft und beginnen unsere Wanderung, die uns über einen anderen Weg zurückführt, als wir gekommen sind. Die ersten drei Kilometer sind die gleichen. Die Montainbiker huschen an uns vorbei. Das Jungvieh steht eng beisammen. Zuvor sind die Tiere noch munter und rasant den Berg hinab gesaust. Jetzt wärmen sie sich aneinander. Ruhig machen sie ein wenig Platz als wir kommen. Sie schnuppern neugierig, bleiben stehen, aber streicheln lassen sie sich nicht. Wir strahlen wohl nicht die letzte Überzeugung aus.

Stille über der Landschaft

Viele Almen sind schon verlassen. Die Tiere sind bereits im Tal. Dennoch genießen wir das an vielen Stellen noch satte Grün. In der Ferne lassen sich die Paraglider von den sanften Winden tragen. Mal steigen sie ein wenig auf, mal geht´s ein bisschen nach unten. Fliegen ist der Traum des Menschen. Dennoch ist er mit großen Respekt gegenüber den Mächten der Natur verbunden, die stärker sind als wir alle. Noch ist überall der Duft des Sommers zu spüren, gleichzeitig ziehen schon die Bilder des goldenen Herbstes und der schneebedeckten Gipfel an meinem geistigen Auge vorüber. Jetzt setzen wir die Wanderung fort. An der Gabelung entscheiden wir uns, nicht den vorherigen Weg zu nehmen. Unsere Füße tragen uns nun direkt Richtung Walchsee.

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Wunderbare Belohnung

Nach einiger Zeit sehen wir einen Wegweiser zur Lippenalm, die von unserem Parkplatz in vielleicht 45 Minuten zu erreichen ist. Jetzt steht uns nochmals ein langer Anstieg bevor. Wieder grüßt uns das Weidevieh, das die Luft und das Gras sichtlich genießt. Über Serpentinen geht´s nun gut eine Stunde teilweise nochmals steil hinauf. Auch, wenn wir hier schon sicherlich fünf Stunden unterwegs sind, macht es uns stolz, diese letzte steile Herausforderung zu meistern. Mit jedem Schritt Richtung „Gipfel“ steigt die Vorfreude auf die nächste Pause und der Genuss der heimischen Spezialitäten. Unsere Adleraugen erkennen die Schwarzenbachalm, die kurz vor dem Sattel, den wir noch überqueren müssen, liegt. Hier kehren wir ein. Es ist gemütlich. Die Wirtin ist überaus freundlich. Sie schenkt uns Kaffee ein und lässt uns den Rest in der Kanne noch da. Hier fühlen wir uns sofort zuhause. Zum schwarzen Gebräu gesellt sich noch ein guter Apfelstrudel. Der selbstgebrannte Obstler wärmt unsere Kehlen. Der Ratsch mit der Wirtin ist angenehm. Sie erzählt uns, dass die Tiere schon längst wieder daheim sind. Es hat etwas zu wenig geregnet und deshalb ging das Gras aus. Dafür lässt sie die Alm länger offen als üblich. Als wir Anfang September dort oben waren, wussten wir noch nicht, dass uns ein derart goldener Herbst erwartet. Gewünscht haben wir ihn uns.

Wunderbares Wanderziel

Geschichten über Wanderungen zu schreiben, gelingt manchmal nicht sofort. Das eine oder andere Mal ist es gut, die Gedanken sacken zu lassen. Als wir die Schwarzenbachalm verlassen, finden wir: „Dahin kehren wir wieder zurück.“ Mittlerweile sind wir auf dem Abstieg. Die Sonne dreht ihr Thermostat zurück. Es heißt Abschied zu nehmen vom Sommer und irgendwie auch von diesem Jahr. Ein Jahr mit vielen Auf und Abs, ein Jahr, das viele Menschen das eine oder andere Mal nervös oder ängstlich hat werden lassen. Ein Jahr aber auch, das viele Gedanken an ein Zurück zu den Wurzeln hat wachsen lassen. Um diese Wurzeln zu spüren, sie in einem verankern zu lassen, ist eine Wanderung hier im Kaiserwinkl einfach wunderbar. Vor Ort werden wir von einer Weite umgeben, die uns Demut schenkt. Demut vor der goldenen Schöpfung. Diese kaum zu beschreibende Vielfalt ist zu allen Jahreszeiten golden und leuchtet uns in jedem kleinen Winkel entgegen. Die Kunst ist es, sich mit der kraftvollen, kreativen Vielfalt zu verbinden. Deshalb sind die Feldalm oder auch Schwarzenbachalm wunderbare Wanderziele. Aber auch die vielen Routen, die man das ganze Jahre genießen kann, laden ein, sich von der fantastischen Landschaft des Kaiserwinkls inspirieren zu lassen, diesem meisterhaft gelungenen Fleckerl Erde.

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